You Were Here – One Year At Death By Audio
Dokumentation, 87 min (fertiggestellt 2015)

John und Takako Tymkiw begleiteten die Macher und Freunde des DIY Konstrukts Death By Audio von 2007 bis 2008 ein Jahr lang und ließen die Kamera dabei laufen. Schon 2016 wurde mit “Goodnight Brooklyn – The Story Of Death By Audio eine Dokumentation veröffentlicht, die den letzten Monat und Teile der Geschichte von Death by Audio beleuchtete und vor allem das tragisch schockierende Ende des Lebensabschnitts der involvierten Personen schilderte. John und Takako Tymkiw liefern nun mit ihrer Variante “You Were Here – One Year At Death By Audio einen ungefilterten und intimen Blick hinter die Kulissen und nehmen dich mit ihrer Dokumentation auf eine Zeitreise zurück ins Jahr 2007, als die Effektgerätfirma Death by Audio erst zu einem Geheimtipp für Konzertgänger und später zu einem der angesagtesten Underground und vor allem Noise Locations New York wurde.

Seit 2014 ist das alte Death By Audio Warehouse im New Yorker Stadtteil Williamsburg, Brooklyn, Ecke Kent Avenue / South 2nd Street geschlossen. Und noch immer lebt der Mythos und die Vision, des von Oliver Ackermann, Matt Conboy und Jason Amos ins Leben gerufene Do-It-Yourself Space, welcher als Guitar-Pedal Effect Company, Veranstaltungsort für Konzerte und Ausstellungen diente, Platz bot zum Leben und als Proberaum und Aufnahmestudio funktionierte. Aus der 2002 gegründeten Effektgerät Firma Death By Audio wurde ein Konstrukt freischaffender Künstler, vor allem Musiker. Um das ganze Projekt zu finanzieren entschloss man sich ab 2007 Shows auszurichten. Hauptsächlich von in den Proberäumen des DBA-Hauses genutzten Bands wie z.B. A Place To Bury Strangers (mit Oliver Ackermann), Sisters (mit Matt Conboy), Coin Under Tongue, Dirty on Purpose oder Famous Amos (mit Jason Amos & Matt Conboy). Doch schnell wurden auch Bands eines ähnlichen Sounds auf das grade soundtechnisch in aller Munde gelobte schwarz-weiß Pakett in Williamsburg aufmerksam. METZ, Future Islands, Ty Sygall, JEFF The Brotherhood, Grooms, Lightning BoltDirty Projectors, Thurston Moore, Thee Oh Sees, Pissed Jeans oder Dan Deacon schwitzten hier bis zum umfallen. 2014 vertrieb das Vice Magazin Death By Audio aus dem angemieteten alten Fabrikgebäude. Das Venue musste schließen. Death By Audio lebt aber weiter. An anderer Stelle. Ohne Konzerte. Vorerst.

Screenshots, You Were Here – One Year At Death By Audio (John & Takako Tymkiw)

You Were Here nimmt dich mit ins pure Chaos. “So we set out to make a movie that felt like Death by Audio: noisy, dirty, messy, and beautiful in its own way”, wird Filmemacher John Tymkiw auf Bedford + Bowery zitiert. Und so wirkt auch die raue Dokumentation und wird zurecht im Untertitel als experimentelle Dokumentation beschrieben. Ungeniert gewähren die Inhaber und Protagonisten des gesamten Warehouses Einblick in ihre Arbeit und ihr Leben. Verschlossene Türen gibt es nicht. Oliver Ackermann und Matt Conboy erzählen von ihren Effektgeräten und sitzen vor ihrer Werkbank und den angeschlossenen Lötkolben, erzählen dabei frei heraus, dass sie ja eigentlich das alles gar nicht gelernt haben und sich irgendwie alles selber beigebracht haben. Dabei zählen sie Künstler und Bands auf, die mit Death By Audio Geräten arbeiten oder welche über Partnervertriebe bestellt haben. Ich sag mal so, das ganze fängt bei Arcade Fire an und hört bei U2 auf. Dabei schwirrt Matt Conboy noch ein Beispiel durch den Kopf; “I think I heard that maybe, ah what’s the band where Dave Grohl was in for like a second… they are a radio band… ” “Queens Of The Stone Age? Are you serious?” antworte Oliver Ackermann fragend. Das scheint die beiden aber eher zu amüsieren bzw. wird es nicht aufgebauscht. In der Folge werden weitere Leute vorgestellt, wie z.B. George Wilson der nicht nur bei Dirty On Purpose und Coin Under Tongue spielt, sondern eben auch Wände eingerissen und aufgestellt hat, Betten und Wohnräume im Warehouse gebaut hat. Oder Emily Ambruso (The Muggabears), die im Warehouse lebt, aufnimmt und Konzerte spielt. Joe Jurewitz (Dirty On Purpose, Neckbeard Telecaster, Joe & The Flying Spoons), der wie auch Joe Kelly (Coin Under Tongue) mit geschaffen und aufgebaut hat. Dazwischen werden Proben und Konzertmitschnitte von Bands wie The Death Set, A Place To Bury Strangers, Sisters oder Neckbeard Telecaster eingeblendet. Laut, rough und voller Energie. Augenscheinlich versteckt wurde ein Polizeieinsatz gefilmt, als Polizeibeamte aufgrund der laufenden Veranstaltung Mitbegründer Jason Amos zur Rede stellten. Sie wollten das Management des Events gerne befragen. “There is no management. It’s just a party.” entgegnet Jason Amos mehrmals, der nach seiner Meinung nur nicht verhaftet wurde, weil die Beamten Angst hatten, er würde sich im Polizeiwagen übergeben. Die Unbekümmertheit, den (vielleicht) Mut dieses Risiko einzugehen, wohl nicht immer mit der entsprechenden Genehmigung, die Liebe zur Kunst und zur Musik einfach ausleben zu können, dafür stand Death By Audio auch. Jeder einzelne vermittelt in You Were Here auf eine sehr normale und ehrliche Art und Weise sein Standing hinter der Idee und der Gemeinschaft Death By Audio. “Moving here with Oliver was like the best thing I ever did in my life” (Joe Kelly). Somit ist “You Were Here die perfekte, raue und reale Ergänzung zur “Goodnight Brooklyn Dokumentation von Matt Conboy und komplettiert das Bild in einer äußerst intimen und ungeschnittenen Darstellung.

Obwohl die Dokumentation bereits 2015 fertiggestellt worden ist, fanden bisher nur einzelne Screenings in New York statt. Die beiden Filmemacher John und Takako Tymkiw suchen der Weilen aber nach Möglichkeiten, den Film zu veröffentlichen oder sogar Screenings in Deutschland und Europa zu realisieren. Dank des Vertrauens von John und Takako konnte wir in den Film reinschauen und euch schon mal mitteilen, was hoffentlich bald auch für Jederfrau und -mann zur Verfügung steht.

Fanreview auf nymag.com: “Towards the end of any given show you will most likely encounter someone stagger through the crowd like Frankenstein’s monster and end up hurting themselves after tripping over the random shoe that was just launched with purpose from the back of the room. This is a commonality. Hold your ground. I always stay to the bitter end of any show at Death By Audio because like that jerk Forrest Gump said: ‘You never know what you’re going to get.'”

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