William Fitzsimmons
Mission Bell
Grönland Records
VÖ: 21.09.2018
Ich muss zugeben, dass ich nie ein großer Fan von William Fitzsimmons war. Der amerikanische Songwriter schrieb schon immer gefällige Songs und gute Alben, aber emotional haben mich eher Musiker wie Kevin Devine, Iron & Wine oder zuletzt Ryan O´Reilly erreichen können.
Nun veröffentlicht Fitzsimmons mit „Mission Bell“ sein siebtes Studioalbum und auf den ersten Blick ist es so wie immer. Die Songs sind nett, gut produziert und werden getragen von seiner tollen Stimme. Geändert hat sich aber die emotionale Tiefe. Denn die ist greifbarer, als auf seinen bisherigen Alben. Fitzsimmons selbst erzählt die Geschichte hinter diesem Album in seiner Künstlerbiografie. Wie er „Mission Bell“ eigentlich schon mit einem langjährigen Weggefährten im vergangenen Jahr fertigstellen konnte und nach wochenlanger Arbeit zurück zur Familie kehrte, nur um dort festzustellen, dass seine Ehe in Scherben lag, da ihn seine Frau mit eben dem langjährigen Weggefährten betrogen hatte, der vor ein paar Tagen noch gemeinsam mit Fitzsimmons an den Songs zu „Mission Bell“ arbeitete.
Es ehrt den Musiker und Mensch William Fitzsimmons, dass er die Schuld nicht ausschließlich bei seiner Frau sucht. Und eben diese Selbsterkenntnis und Ehrlichkeit berührt den Hörer des Albums so sehr. Es geht um Verrat und um Schmerz. Es geht aber auch um Vergebung und Versöhnung, wie auch immer die nach solch einer Erfahrung aussehen mag. Fitzsimmons selbst versank nur kurz in Selbstmitleid. Dann packte er seine sieben Sachen und reiste nach Nashville, wo er mit Freunden (u.a. Rosie Thomas und Abby Gundersen) „Mission Bell“ erneut aufnahm. Analog und mit einer Hingabe, die in jedem Ton zu hören und spüren ist.
“Sorry that I kept my mouth shut. Now I wanna tell you how I feel. Sometimes in the morning I can almost see your eyes. I was scared you’d break my heart or never really love me in the end. I would trade it all if I could only say goodbye.” (aus “Distant Lovers”)
Musikalisch bewegt sich Fitzsimmons auf gewohntem Terrain. Und es wäre gelogen, wenn ich es jetzt begeistert abfeiern würde. Die Mischung aus Vorgeschichte, Texten und wundervollen Pickings (wie beim oben zitierten „Distant Lovers“) und Streichern („17+Forever“) macht „Mission Bell“ aber besonders. Und ganz ehrlich, in der tristen Schnelllebigkeit und politischen Unsicherheit dieser Tage freue ich mich über jede Hand, die man mir reicht – vor allem dann, wenn es mir mal nicht so gut geht. Und eine helfende Hand, wenn auch nur im übertragenen Sinne, reicht Fitzsimmons seinem Hörer mit den Songs auf „Mission Bell“ auf jeden Fall. Ich bin beeindruckt.