waveform*
Last Room

Run For Cover Records
VÖ: 04.03.2022

Das Album “Last Room” der nordamerikanischen Band waveform* ist im Grunde knappe 2 Jahre alt. In Europa ist es aber erst jetzt erschienen. Zu verdanken haben wir das Run For Cover Records, die zum frischen Signing der Band aus Connecticut, die die Platte neu aufgelegt haben und das Vinyl nochmal über die Ladentheke schieben. Bei mir dreht sich bereits das in Sea Blue gehaltene Vinyl auf dem Plattenteller. Die zehn Songs, die waveform* hier auf ihrem insgesamt dritten Album performen, besitzen auf der einen Seite eine erstaunliche Leichtigkeit und auf der anderen Seite eine wohltuende und gefühlvolle Schwere, so dass mich das Duo, bestehend aus Jarett Denner und Dan Poppa, sofort in ihren Bann gezogen hat. Songs wie “Hello Goodbye” oder “Shooting Star” haben berühren mich richtig und halfen in einer nicht grad einfachen Zeit enorm und tuen dies immer noch. Fans von Elliott Smith und Alex G werden gleichermaßen abgeholt wie Leute die Ovlov, Drop Nineteens oder die frühen Weezer im Plattenregal stehen haben.

Griffige und catchige Songteile gehen Hand in Hand mit musikalischen Formen des Mollklangs oder der Dissonanz. Dabei ist nicht festgelegt, ob der Song ein rein akustischer ist, fetziger und rockiger daherkommt oder mit elektronischer Finesse experimentiervoll am Leben gehalten wird. Die bereits erwähnten “Hello Goodbye” und “Shooting Star” lassen bis heute nicht los. Das ganze Album hat einen so wertvollen, emotionalen Charakter entwickelt, dass es natürlich schwer fällt hier objektiv zu bleiben. Müssen wir ja zum Glück auch nicht. Zwischen wirklich schwer tragenden Stücken, die auch im ersten Hören nicht ganz zugänglich erscheinen, setzen Jarett Denner und Dan Poppa gekonnt kleine, ja fast schon radiotaugliche Rocksongs ein. “Tell You” ist einer davon. “Blue Disaster” ein anderer. Das farbliche Spektrum ist einfach enorm offen und lässt eine gewisse Form von Trauer genauso zu, wie das nahezu im selben Moment gefühlte Mut holen und Hoffnung haben. In der jetzigen Lage, persönlich und auch weltpolitisch, war und ist es meiner Meinung nach schwierig die richtigen Töne nicht nur zu treffen, sondern auch zu hören. waveform* haben als einer von wenigen Künstler*innen bei mir einen Nerv getroffen. Und zwar den richtigen. Wenn ich mir dazu noch die ein oder andere Livesession von waveform* anschaue, wird das gehörte Bild der Band nur noch bestätigt, wenn nicht untermauert. Das hat etwas Eigenes, etwas Introvertiertes, Schüchternes und herzlich Natürliches und tut neben all dem vielem Plastik einfach verdammt gut. waveform* setzen nicht unbedingt neue Akzente, vervollständigen aber meine Musik.

Das Debütalbum “Library” erschien 2018, gefolgt von “Shooting Star” 2019. Auf dem dann zuerst 2020 und jetzt wiederveröffentlichte “Last Room” präsentieren sich waveform* runder und ausgereifter. Was vorher noch nicht ganz zu Ende gedacht war, wurde jetzt in Form gebracht – ohne das DIY-Gesicht und den Charakter der Band zu verändern. Die Spannung ist nach dem Signing bei einem der angesagtesten Independentlabels der USA natürlich hoch. Warten wir ab was kommt. Wir freuen uns jedenfalls.

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