Turnstile
Turnstile Love Connection (EP)

Roadrunner Records
VÖ: 28.06.2021 (digital)

Die Enttäuschung angesichts des vergangenen Monats veröffentlichen Songs “Mystery” der Sunnyboys von Turnstile scheint auf einmal völlig verpufft zu sein. Vor gut vier Wochen hat mich der neue Track von Brendan Yates und Co. nicht wirklich vom Hocker gerissen. Da fehlte mir gehörig viel Biss und Energie. Nun schieben Turnstile mit ihrer erstmal nur digital zu bekommenden EP “Turnstile Love Connection” einen satten Dicke-Hose-Mix nach. Manchmal benötiget man einfach nur einen zweiten Anlauf. Im Gesamtpaket veränderte sich mein Hören. Und die stilistisch in Szene gesetzte Visualisierung der gesamten EP spielte keine unwichtige Rolle. Und das ist eine Premiere: Eine ganze EP ist Video of the Week.

Gute 11 Minuten lang werden Turnstile und ihre Crew in Szene gesetzt. Sänger Brendan Yates führte selber Regie. In einem verlassenen Baseballstadion, in der Vorstadt, auf dem Bauhof oder wie bei dem Skit “No Surprise” vor einem einsamen, idyllischen, kleinen, roten Traumhäuschen. Die Videoinszenierung und die grade im Opener “Holiday” versprühende Energie fixen einfach einen Ticken mehr an, als es der einzelne Track ohne Video noch vor vier Wochen gemacht hat. Auch wenn Turnstile sich schon mit “Time & Space” etwas vom Hardcore entfernten und massenkompatibler wurden, ist der Grundgedanke und das Konstrukt Hardcore dennoch tief verwurzelt in der Band. Und zudem ja eigentlich auch spannend, wenn sich eine Band diverse Schnörkeleien und Experimente zutraut und sich entwickelt. So sind sich Turnstile 2021 noch weniger scheu, neue Töne und Strukturen zu finden, die sich mit ihrer deftigen und schnellen Spielweise der 2010er-Jahre kombinieren lassen. Das Aggressive und die zum Teil recht monoton stupiden Headbanger-Riffs aus den “Step To Rhythm” (2013) und “Nonstop Feeling” (2016) Jahren sind nicht in Gänze verschwunden, aber elitärer geworden. Die Produktion ist seit ihrem Wechsel zu Roadrunner fetter geworden – logisch. Wenn dann so etwas wie “Turnstile Love Connection” dabei rauskommt, nehmen wir das gerne mit und freuen uns ein Loch in den Bauch, wenn da dann tatsächlich in absehbarer Zeit auch ein Album hinterherkommt.

Brendan Yates (voc), Franz “Freaky Franz” Lyons (b, voc), Brady “B-Rady” Ebert (g), Pat McCrory (g) und Daniel “D-Fang” Fang (d) setzen ihre Erfolgsgeschichte von “Time & Space” also fort. Ästhetischer, ja vielleicht sogar rhythmischer denn je. “Holiday” ist ein Burner. “T.L.C. (Turnstile Love Connection)” kehrt zu den Hardcore-Wurzeln zurück. Mit “Mystery” kämpfe ich nach wie vor ein wenig. Die elektronischen Dream-Pop Sequenzen, die zwischenzeitlichen 1980er-Percussions und vor allem natürlich das 45 Sekunden lange “No Surprise” geben dem ganzen einen beachtlichen Charme. So spielt die EP gekonnt mit Laut und Leise, mit Breaks und Ausbrüchen. Tatsächlich 1A. Hätte ich vor vier Wochen niemals geschrieben.

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Turnstile – Turnstile Love Connection

VÖ: 28.06.2021 (Roadrunner Records)

1. Holiday
2. No Surprise
3. Mystery
4. T.L.C. (Turnstile Love Connection)