TWINS
Soon

Through Love Records
VÖ: 14.02.2020

TWINS veröffentlichen mit ihrem Werk “Soon” ein griffiges und gleichzeitig aber auch ein kantenreiches Post-Hardcore, ja fast schon Math-Screamo Werk. Äußerst spannend – von vorne bis hinten. Dazu sind die teils harten und krachenden Songs nicht unbedingt unemotional. Die strukturellen Gegensätzlichkeiten fesseln enorm und wühlen mich innerlich ordentlich auf – im Positiven. Da bekommest du aus der Bahn fliegende Riffs oder chaotisch wirbelnde Drums um die Ohren gehauen und wirst in der nächsten Sekunde von einem emotionalen Break schon wieder auf einen anderen Planeten bugsiert. Dass das Ganze nicht in einem Nerven aufreibenden Chaos endet, hat dann mit der gelungenen Mischung zu tun. TWINS nutzen derart ihr Spektrum von laut und leise, von schnell und langsam aus, dass es einfach faszinierend ist und stets bleibt.

Mutig beginnt “Soon” mit der Doppelbelastung Cockroaches – Part I und II. Schonkost geht anders. Da wirst du als Hörer direkt in den neu geschaffenen TWINS-Kosmos geworfen. Ein  zerklüfteter Gletscherbruch, aus der Nähe betrachtet ist hier ein Durchsteigen des Bruchs kaum möglich – dreckig, nass und abgrundtiefe Gletscherspalten. Im Ganzen betrachtet, erschließt sich dir das massive Eis aber als eine berührende Schönheit. Da geht mir richtig das Herz auf, wenn in den letzten anderthalb Minuten von “Cockroaches II”  so viel Sonne zu spüren ist. “Library” und “Bathroom” hielten als Vorboten zu “Soon” ihr Wort und verschafften einen genau richtigen Eindruck. Nicht nur Bands wie Frameworks, La Dispute oder Blood Brothers scheinen TWINS zu beeinflussen. Auch hiesige Bands wie City Light Thief oder Frau Potz hatten sicherlich ihren Einfluss. Besonders stark werden die Songs von “Soon”, wenn der Gesang immer wieder in die Deutsche Sprache abdriftet (“Maps”, “Library”). Der bereits erwähnte Track “Bathroom” ist der ausgewogenste und sicherlich auch zugänglichste Track, der gleichermaßen harte, rhythmisch tanzbare und emotionale Momente hat. Kompakt, auf den Punkt.

Den Punkt suchst du indes beim Triple “Houses I”, “Houses II” und “Houses III” erstmal vergebens. Hier wird es zunächst chaotisch, ja fast schon streitsüchtig. Die Strukturen werden komplett aufgebrochen. Erst im dritten Teil erfolgt eine abrundende Harmonie. Und dieses Emotionale, sei es in einem Break oder gegen Ende eines Song, wird stets von TWINS mit eingebunden und sicherlich auch gewollt gesucht. So endet “Soon” mit dem Track “Dogears” gewohnt wild und stürmisch, bevor TWINS kurz vor der erreichten Gesamtspielzeit von knapp 30 Minuten inne halten und das Album elegant beenden. Kein Witz – bei meinem ersten Hören von “Soon” ist nichts hängengeblieben. Diese 30 Minuten verdienen kein Zwischendurch oder Nebenher. Abwechslungsreich, genauso schwer wie leicht und durch und durch emotional. Ich finde, dass hier nahezu jede Sekunde hörenswert ist.

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