trü
Closer Than It Seems
Pizza Bagel Records
VÖ: 20.11.2020
Mit “Closer Than It Seems” veröffentlichen die aus New Jersey kommenden trü ihre dritte EP im vierten Jahr ihres Bestehens. Bereits ihr Debüt aus 2017 lief bei mir rauf und runter und tut dies immer noch. Der mit Harmonie geflutete Power-Pop-Punk bedient sich bei traditionellen Einflüssen und entspricht mehr einem alternativen Independent-Gedanken als billige Punkrocksongs im Dance Floor Gewand. Hier sprühen Weezer, Nada Surf und Jimmy Eat World Einflüsse, ‘Ahs’ und ‘Ohs’ und kanckige Powerriffs. “Closer Than It Seems” unterstreicht zwar auch den schnulzigen Charakter des Songwritings der Band, mindert aber nicht die Hitqualität der Rocksongs.
Mit dem bereits in der abgespeckten Version veröffentlichten “Peace Of Mind” wird die sechs Songs starke EP eröffnet. Im Gegensatz zum Closer-Dasein auf “Growing Pains” (2018) ist “Peace Of Mind ” als Opener auf “Closer Than It Seems” durch shoegaze-artige Gitarrenriffs deutlich aufgemotzt worden – ohne jedoch irgendwie düster zu wirken. Anfangs fand ich den Einstieg in die Platte mit dem in die Länge gezogenen Gesang und den dazugehörigen Riffs nicht glücklich gewählt. Mittlerweile entfacht der Track aber eine gewisse Stimmigkeit. Druckvoll und dazu besänftigend, in einer nach wie vor ungewissen Zeit und eben der fortgesetzte rote Faden der Vorgänger EP. Die Vorab-Single “Connected” oder der Track “Honeycomb” sind da quirliger veranlagt. In “Connected” versucht die Band den allgemeinen Zustand unserer Kommunikation während der Pandemie aufzufangen. Das fehlende ‘in den Arm nehmen’ oder der digitale Austausch über diverse Videochat-Plattformen und die damit verbundene Frage, ob das alles wirklich irgendwas ersetzen kann, werden hier als Themenstrang genutzt. Angesichts solcher Zeilen wie “Grating forms of modern conversation / Communication wanes with innovation” stellen trü das Ganze mindestens in Frage.
“Comets” deckt perfekt den schnulzige Aspekt von Trü ab. Nicht nur durch die eher durchgenudelte Zeile “Ash to ash and dust to dust”, welche im Kontext durchaus passt und griffig wirkt, auch durch das einfach wirkende Songwriting. Ein Break hier, die Akustikklampfe da und noch mal den Refrain hier und zack geht das Teil ins Ohr. Muss man auch erst mal schaffen. Während “Not Okay” an den Opener anknüpft und etwas Fahrt raus nimmt, entwickelt sich der Closer “Astronomy” zum heimlichen Hit des Albums. Der treibende Track versprüht eine gewisse Monotonie, die auf mich total anziehend wirkt. Introvertiert und ohne Auswüchse nach oben, geschweige denn nach unten. Das rockt gradeaus und erinnert neben Nada Surf bisweilen an so Formationen wie Basement oder wenn ich böse sein will an die Foo Fighters-Jahre 97 bis 99.
Pat DeFrancisci (g/voc), Steve Cerri (d), Cindy Ward (b/voc) und Keith Williams (g/voc) versprühen auf “Closer Than It Seems” zwar Zweifel und melancholische Ansichten, verpacken ihre EP “Closer Than It Seems” aber mit einer durch die Bank positiv wirkenden Ausstrahlung. trü greifen nach jedem Sonnenstrahl und schaffen es auf unkomplizierte Art und Weise dich tief im Innern zu berühren – ohne plump und nervig zu sein. Und das haben die vier jungen US-Amerikaner bei jedem Release bisher bewiesen.