Trucks
Nicht Nichts
Tapete Records
VÖ: 05.10.2018
Mit “Nicht Nichts” veröffentlicht die Berliner Band Trucks ihr Debütalbum auf Tapete Records. Nachdem ich die Band zwischen Demo EP und Single-Trilogie entdeckte, freut mich das umso mehr, dass recht zügig ein Label gefunden wurde und bereits jetzt mit “Nicht Nichts” ein ganzes Album in den Plattenläden steht. Eingeordnet werden Trucks zwischen Sterne und Zitronen, in mit viel Hingabe gefüllten Boxen voller Post-Punk, Noise und Pop, mit einer stilistisch wiederzuerkennenden eigenen Sprachintonation. Das konnte man schon an den ersten Tracks der Band, “B Feld”, “Surf City” oder “Platzbude” erkennen. Nun rotieren endlich neue Tracks auf dem Plattenteller, wie “Aggregate”, “Bei Lando” oder “Van American”.
Im Zuge der Veröffentlichungen von Kala Brisella, Die Nerven, Isolation Berlin oder der kommenden Karies Platte passen Trucks, obwohl quasi Newcomer, perfekt in die Releasewelle 2018, wo sich Punk, Noise und Indiepop aus hiesigen Gefilden weiter etabliert und einfach qualitativ abliefert. Schraube, Elias, Billy und Christian werfen deutschlandkritische Töne mit dem Doppelpack “Jenseits Von D” und “In D” in die Runde, betrachten den Staat von außen und innen, mit all seiner schrecklichen Oberflächligkeit. Musikalisch auf “Nicht Nichts” ein absolutes Highlight. Doch Trucks werden auch persönlicher und verarbeiten Selbstzweifel (“Mantra Mantra”), Erinnerungen und Zukunftsängste (“Van American”), spiegeln Lebensentwürfe und Vorstellungen wieder (“Banana”) oder gehen mit der eigenen Verwirrung in Diskurs. Musikalisch ist der Punk zeitlos, obwohl er sich aus den 80ern und 90ern bedient und sicherlich nicht neu erfunden wird. In Kombination aber mit Trucks ganz eigener Art den Text darüber zu legen und an der ein oder anderen Schraube eben gekonnt die Dynamik Richtung Noise oder Pop zu drehen, ist das schon was ganz Großes. So bleiben zwischen den vielen textlichen Interpretationsmöglichkeiten facettenreiche Songs mit immer wieder eingängigen Melodiestrukturen übrig. Mal dissonant, mal harmonisch. “Van American” ist ein unglaublich guter Song geworden. Oder das anschließenden “Plage”, welches so herrlich indiepoppig ist. Zum letzten Track auf “Nicht Nichts” werden Trucks von Kala Brisella Sänger Jochen Haker unterstützt. “Under 30” beginnt introvertiert und lethargisch. Der Track erhebt sich jedoch ab der dritten Minute und beinhaltet die druckvollsten Momente auf “Nicht Nichts”. Zerstückelt mit verspielten Breaks ist “Under 30” gefühlt das aufwendigste Stück und ein mehr als würdiger Abschluss inkl. der vertonten Handyvibration. Jetzt bin ich verwirrt. Gratulation. Bitte zuschlagen – also bei der Platte.