The Roots
The Tipping Point (Vinyl-Reissue)
Universal Records
VÖ: 12.07.2019
Die jüngeren oder in der Welt des Hip Hops nicht ganz so bewanderten Leserinnen und Leser werden The Roots vor allem aus dem Fernsehen bzw. von YouTube kennen. Bei der Jimmy Fallon-Show gibt es eine kleine Rubrik, in der die Gruppe als Hausband des Late Night-Talkers mit ihm zusammen aktuelle Hits mit Kinderinstrumenten nachspielen. Das ist gut gemacht und sehr kurzweilig. Das The Roots aber auch eine ziemlich straighte Hip Hop-Band sind, gerät dabei ein bisschen in den Hintergrund.

The Roots haben sich bereits Ende der 1980er-Jahre gegründet, als Tariq “Black Thought” Trotter und Ahmir “Questlove” Thompson in Philadelphia, Pennsylvania begannen, ihre ganz eigene Mischung aus Hip Hop und Jazz zu entwickeln, für die sie bis heute so geschätzt werden. Dabei war der Band immer wichtig, mit Live-Instrumenten auf die Bühne bzw. ins Studio zu gehen. Bei der Qualität und Präsenz war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis die Band bei einer großen Plattenfirma landen würde. Schließlich war vor allem in den 1990er-Jahren der Sound von Bands wie The Roots extrem angesagt.
“Do You Want More!!!??!” (1995 auf Geffen Records) war dann auch ein erstes Ausrufezeichen, dass die Band sogar auf die Bühnen des Montreux Jazz Festival führte. Den endgültigen Durchbruch schafften The Roots schließlich mit ihrem 1999er-Album “Things Fall Apart”, das ihnen in den USA sogar eine Platin-Platte einbrachte. Mit “You Got Me” befindet sich sogar ein kleiner Single-Hit auf dem Album.
Das nun wieder aufgelegte 2004er-Werk “The Tipping Point” gehört zumindest für mich zu den drei besten The Roots-Alben (neben “Do You Want More!!!??!” und dem Konzeptalbum “Undun” (2011). Das liegt vor allem an den starken Hip Hop-Parts, die sich auf dem Album immer wieder finden. Die Jazz-Elemente (z.B. bei “Stay Cool”) sind im Allgemeinen etwas dezenter eingesetzt. Dazu gibt es recht düstere Passagen wie das exzellente “Don’t Say Nuthin'” oder eine Rückbesinnung auf Old School-Hip Hop (“Web”, “Somebody’s Gotta Do It”). Für mich ist ein Hip Hop-Album dann groß, wenn es abwechslungsreich und gleichermaßen stringent ist. Auf “The Tipping Point” gelingt es den The Roots alle Einflüsse so zu mischen, dass ein gemeinsames Ganzes herauskommt. Das macht Spaß, ist kurzweilig und erinnert im Falle von “The Tipping Point” daran, wie zeitlos der Hip Hop dieser Band ist.
Vinyl-Info: Das Album erscheint als Doppel-LP auf 180gr-Vinyl. Der Sound ist auf meiner Anlage schön warm und macht Spaß. Einen Download-Code gibt es nicht, ist aber in Zeiten der Streaming-Dienste zu verschmerzen. Schade ist es lediglich, dass es kein Gatefold-Cover gibt, sondern beide LPs in einer Kastentasche stecken.