Ich weiß gar nicht, wie ich dieses Gefühl beschreiben soll. Da steht die amerikanische Powerpop-Band The Posies auf der Bühne, spielt direkt zu Beginn mit “Dream All Day” einen ihrer größten Hits und rockt dabei alles in Grund und Boden, während mir vor der Bühne sämtliche Last der vergangenen Tage von den Schultern rutscht. “Kopf aus, Musik an” denkt der Rezensent und schaltet in der Tat auf “Bauchgefühl” um. Und das scheint nicht nur mir so zu gehen, denn der (leider nur halbvolle) Club des Zakks in Düsseldorf feiert in den kommenden zwei Stunden die Band und ihre Hits ab, als ob es kein Morgen gäbe. Apropos Hits, davon haben The Posies eine Menge geschrieben.
“Definite Door”, “Solar Sister”, “Please Return It” und “Everybody Is A Fucking Liar”, um nur mal eine handvoll der Songs zu nennen. Ich glaube, hätten The Posies am Ende noch “Throwaway” gespielt (wie auf der Setlist vermerkt), ich hätte wahrscheinlich ein Freudentränchen verdrückt. Aber Jon hatte gegen Ende des Konzerts gefühlt noch zwei Saiten auf der Gitarre, es sei ihnen also verziehen.
Ich bin Fan, seit 25 Jahren. Das Konzert auf eine objektive Sichtweise herunterzubrechen dürfte für mich also eher schwer werden. Klar, manchmal geht es mit den beiden Frontmännern Jon Auer und Ken Stringfellow etwas durch. Die beiden springen über die kleine Bühne, als ob es kein Morgen gäbe. Da sitzt dann natürlich nicht jeder Akkord, aber hey… mehr Charme geht eigentlich nicht. Vor allem dann nicht, wenn die beiden für ein kleines Ständchen von der Bühne steigen und unverstärkt zu den beiden unverzerrten Gitarren singen. In diesen Momenten merkt man nämlich, wie gut die beiden auch gesanglich harmonieren.
Die Rhythmus-Fraktion Dave Fox (Bass) und Mike Musburger (Schlagzeug) ticken im Hintergrund derweil wie ein Uhrwerk und halten das Ganze zusammen. Großartig. Man vergisst ja manchmal, wie gut die beiden sind.
Wenn die Welt gerecht wäre, dann hätten The Posies heute im ausverkauften großen Saal gespielt. Die Welt ist aber nicht gerecht. Dass die Posies auch vor 80-100 Zuschauern so derbe ablieferen, zeigt die Passion, die Liebe und das hohe Niveau dieser vier Musiker. Dass man der Band auch nach gefühlt 60 Shows in diesem Jahr die Freude an dem was sie tun immer noch ansieht erfüllt mich, der momentan ganz oft an sich, der Welt und seinen Mitmenschen zweifelt, mit einer Freude und Wärme, die hoffentlich ein paar Tage vorhält.
Jon, Ken, Dave und Mike – THANK YOU!!!