The Posies
Frosting On The Beater
Geffen Records / Omnivore Recordings
VÖ: 26.10.2018
Wie viele Bands aus den 1990er-Jahren veröffentlichen auch The Posies momentan Teile ihres Back-Katalogs erneut auf Vinyl. Die Vinyl-Liebhaber scheinen ein neuer und dankbarer Markt zu sein. Und ganz ehrlich, ich persönlich freue mich sehr darüber, dass viele Bands meiner Jugend ihre Alben hochwertig auf Schallplatte wiederveröffentlichen. Denn im Gegensatz zu manch einer “Record Store Day”-Veröffentlichung, die man in der Erstauflage tausendfach in Second-Hand-Läden finden kann, sind die Alben von Bands wie der Posies entweder vergriffen und demnach nicht so einfach und günstig zu finden oder aber damals gar nicht auf Vinyl erschienen.
“Frosting On The Beater” ist das dritte Album der Band um die beiden Haupt-Songwriter Ken Stringfellow und Jon Auer. Im Fahrtwind der Grunge-Bewegung schafften es The Posies mit ihrem Power-Pop in die Charts und in die Rotation des damals noch relevanten Musikfernsehens. Die Single “Dream All Day” war es dann auch, die ich aus Zufall auf MTV gesehen und sofort geliebt habe. Was für eine Power, was für eine Melodie und was für ein grandioser Refrain. Bis heute begleitet mich dieser Song durch den Tag. Auf unzähligen Mixtapes habe ich “Dream All Day” (oder wahlweise “Throwaway” vom darauf folgenden Album “Amazing Disgrace”) verewigt und heutigen Ex-Freundinnen versucht nahezubringen. Glücklicherweise habe ich vor Jahren dann die Frau geheiratet, die mit mir zwei The Posies-Konzerte besuchte und diese tatsächlich auch noch gut fand. Es sind die Kleinigkeiten, Ihr wisst schon… aber ich schweife ab.
Während meiner Studienzeit habe ich dann mit Freunden häufig zusammengesessen und die ganzen Geffen und Sub Pop Records-Alben aus den 1990er-Jahren gehört. Immer ganz oben mit dabei: “Frosting On The Beater” als gemeinsamer Nenner auf den sich alle einigen konnten (was bei Soundgardens “Badmotorfinger” wesentlich schwieriger war/ist). Schön, dass wir es in der Konstellation im vergangenen Herbst zum The Posies-Konzert nach Düsseldorf geschafft haben.
Die nun vorliegende Wiederveröffentlichung wurde von Produzenten-Legende Don Fleming produziert, der dem Album genau die Menge an Lärm und Rotz verabreichte, damit es nicht zu weichgespült wirkte. Neben dem oben bereits erwähnten “Dream All Day” gibt es mit “Solar Sister” und “Definite Door” noch zwei weitere unschlagbare Hits. Und wer sich die Dynamik von letztgenanntem Song anhört und darauf achtet, wie perfekt der Song im Refrain aufgeht, der sollte sich der Magie dieses Albums nicht mehr entziehen können.
Leider verstecken sich am Ende dann doch noch ein zwei etwas schwächere Songs, was dem positiven Gesamteindruck dieses Klassikers zwar keinen Abbruch tut, aber gerade auf Vinyl etwas schade ist. Die Wiederveröffentlichung kommt auf wunderschönem pinken Doppel-Vinyl und im Gatefold. Wie schon beim ReIssue von “Dear 23” geben Jon und Ken zu jedem Song ein paar interessante Anekdoten zum Besten. So etwas finde ich gerade aus Fan-Sicht extrem gut, zeigt es doch auch, wie die Songs aus Sicht der Musiker gealtert sind. Jetzt heißt es also warten, bis “Amazing Disgrace” bei mir eintrudelt. Als großer Fan habe ich mir nämlich im vergangenen Jahr über die bandeigene Pledge-Kampagne alle drei Alben vorbestellt. Und bei der Freude, die mir die beiden ersten beiden Alben bereiten, war das eine wirklich weise Entscheidung.