In den 1990er-Jahren war ich großer Fan der Levellers. Ihre beiden ersten Alben “A Weapon Called The Word” (1990) und “Levelling The Land” (1991) haben mir damals Folk-Musik etwas näher gebracht. Ihr selbstbetiteltes 1993er-Werk höre ich bis heute wirklich gerne – gefühlt nur Hits. Komisch, dass es bis in die 2010er-Jahre dauerte, bis ich die Band mal Live erleben durfte.
Im Vorprogramm von New Model Army im Kölner Palladium haben es die Levellers damals fast geschafft, den Headliner an die Wand zu spielen, auf der Fusion stand ich zwar in einem etwas desinteressierten Publikum, die Band war aber super drauf. Nur in der Kantine (auch in Köln) vor einigen Jahren blieb die Band sehr sehr blass. Das lag unter anderem aber auch am schwachen 2012er-Album “Static On The Airwaves”.
Nun also spielen die britischen Folk-Punks im Luxor. Die Locations der Domstadt werden also kleiner. Was in diesem Falle wirklich schade ist. Zum einen, weil das Konzert seit Wochen ausverkauft ist (hätten also sicherlich noch ein paar Tickets verkauft werden können) und zum anderen, weil das Luxor wirklich der schlimmste Club der Stadt ist. Die Theken-Crew ist freundlich, der organisatorische Ablauf läuft einwandfrei und der Sound ist zumindest heute aller Ehren wert – daran liegt es also nicht. Was nun mal gar nicht geht, ist der Laden an sich. Um zur Toilette zu kommen, muss man durch die versammelten Hardcore-Fans, die schon um 18 Uhr in der Schlange vorm Luxor standen. Die haben natürlich gar keinen Bock auf das ständige rumdrängeln. Steht man erst mal vorne, gibt es eben keine Getränke mehr. Viel zu anstrengend sich zwei Mal durch die engstehende Menge zu kämpfen. Aber Bier wäre eh doof. Ihr wisst schon, die Toiletten-Situation.
Also bleibt man am Mischpult stehen und sieht… die Deckenbeleuchtung der Bühne. Ich bin wirklich niemand, der sich über so etwas aufregt, zumal ich ja häufig auch keinen Eintritt zahlen muss. Aber den ein oder anderen von der Situation genervten Besucher durfte man dann doch treffen. Und ich werde mir keine ausverkauften Shows mehr im Luxor anschauen. Mich stresst das zu sehr.
Aber genug des Jammerns. Die Levellers selbst kommen recht früh nach einem eher schwachen Support auf die Bühne und blasen direkt mal alles weg. Wenn ich mich recht erinnere starteten die Jungs mit “England My Home” gefolgt vom ersten Highlight “100 Years Of Solitude”. Stimmung gut und auch die Laune des Rezensenten bessert sich von Song zu Song. Denn die Band um Sänger Mark Chadwick besticht durch eine wirklich unerwartete Spielfreude. Kein Vergleich zum besagten Konzert in der Kantine. Bassist Jeremy Cunningham schwingt seine Dreadlocks wie eh und je und Jonathan Sevink hüpft mit seiner Violine weiterhin so übermotiviert über die Bühne, wie er das in den 1990er-Jahren schon gemacht hat. Es ist eine wahre Freude der Band zuzugucken (ja, ich sehe was, bin aber auch groß…), die zwar so gut wie nicht mit dem Publikum kommuniziert, aber offensichtlich Spaß an dem hat, was sie da oben auf der Bühne treibt.
In der Mitte des Sets kommt dann auch Stephen Boake für zwei Songs auf die Bühne und spielt das obligatorische Didgeridoo. Finde ich ja immer wieder toll, dass der Kerl mit dabei ist, auch wenn er nur für 10 Minuten auf die Bühne kommt. Zum Ende dann noch “Dirty Davey” und “15 Years”, die auch den letzten Nörglern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. 30 Jahre sind die Levellers nun schon unterwegs. In dieser Form und mit dieser wirklich tollen Setlist, dürfen sie gerne noch mal wieder kommen.