The Jayhawks
XOXO
Sham Records / Thirty Tigers
VÖ: 10.07.2020

The Jayhawks sind zurück. Okay, das ist gelogen. Denn wenn man es genau nimmt, war die Band um Sänger Gary Louris lediglich zwischen 2004 und 2009 von der Bildfläche verschwunden. Bereits 2011 veröffentlichten The Jayhawks mit “Mockingbird Time” wieder ein viel beachtetes und sehr erfolgreiches Comeback-Album. Nur mitbekommen hat das hierzulande lediglich ein kleiner Kreis von Eingeweihten. Das wird sich mit dem nun erscheinenden elften Album “XOXO” wahrscheinlich nicht ändern. Was sehr schade ist, denn verdient hätte die Band es. Aber immerhin hab ich sie nun wieder auf dem Schirm. Willkommen zurück!

Für mich waren die Jayhawks in den 1990er-Jahren die ruhige Alternative zu Crossover, Nu Metal und Punkrock. Und die beiden Alben “Hollywood Town Hall” (1992) und “Tomorrow The Green Grass” (1995) habe ich bis in meine Studienzeit wirklich oft gehört. Ähnlich wie die kanadische Band Sloan vermittelten mir die Jayhawks die wohlige Wärme der Beatles mit einem kleinen Einschlag Americana und Country, den ich bis heute immer wieder gerne höre. Dass die Band damals auch im Indie-Kontext funktionierte passte da ganz gut ins Bild. Aber wie das manchmal so ist, verliert man eine liebgewonnene Band irgendwann trotzdem aus dem Auge.

Als die Ankündigung hereinkam, dass die Jayhawks ein neues Album veröffentlichen, war mein Interesse wie diese Band nach fast 25 Jahren wohl klingen mag sofort geweckt. Das Schöne an dieser Art Musik ist ja vor allem, dass sie so angenehm zeitlos ist. Die 15 Songs (inkl. Bonus-Tracks) hätten allesamt auch auf die Alben der 1990er-Jahre gepasst. Auch wenn die Band betont, dass sie vielseitiger geworden sind und alle Mitglieder der Band in den Songwriting-Prozess eingebunden wurden, so halten sich die stilistischen Veränderungen eben doch arg in Grenzen.

Für mich ist das aber nicht wirklich negativ zu bewerten. Denn die Jayhawks haben immer sehr abwechslungsreiche Songs geschrieben. Man muss eben nur auf die Feinheiten achten. Man nehme das melancholische und zweistimmig gesungene “Across My Filed”, dass Keyboarderin Karen Grotberg gesanglich viel Platz einräumt und dadurch angenehm an späte Walkabouts erinnert und vergleiche es mit dem fast schon treibenden “Little Victories” mit seinem fast schon hymnischen Refrain. Spätestens an dieser Stelle wird dann auch klar, wie stark das Songwriting der Band ist, denn auch die Arrangements schimmern hier sehr differenziert unter dem Gesang hervor.

Es ist müßig, dem Kind einen Namen zu geben. Die Jayhawks sind sich in den vergangenen 30 Jahren einfach immer treu geblieben. Da konnten auch eine längere Pause und mehrere Personalwechsel nichts ändern. “XOXO” ist ein starkes Album für Stunden, die entschleunigen und nicht aufwühlen sollen. Ich jedenfalls finde es super.

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