Als mich kurzfristig die Anfrage meines ehemaligen Crazewire-Chefs Lasse erreichte, ob ich für ihn zu den Get Up Kids gehen könnte und das Erlebnis bei I CAN GUARANTEE veröffentlichen würde, habe ich natürlich zugesagt. Zum einen wohne ich in absoluter Schlagweite zum Luxor, zum anderen mag ich die Get Up Kids schon seit ihren Anfangstagen.

Mit lieben Freunden und ein paar Kaltgtränken starte ich in einen gelungenen Konzertabend. Heute stehen neben den wundervollen Get Up Kids auch die britischen Jungspunde der Muncie Girls auf dem Plan. Die Engländer aus Exeter ist gerade ordentlich umtriebig und so durften sie bereits einige größere Shows eröffnen. Bei Basement vor einigen Wochen haben sie mit ihrer grundsympathischen Ausstrahlung das Publikum locker um den Finger gewickelt. Und auch heute spielen sie sich elegant durch ihr Set und begeistern das pickepacke volle Luxor.

Die Get Up Kids habe ihre frisch veröffentlichte Platte “Problems” (hier Lasses Review) mit im Gepäck und man durfte gespannt sein, wie sich die neuen Songs mit den alten Hits vermischen. Zumindest Kollege Paulus ist von den Songs ja restlos überzeugt. Gleich zu Beginn spielen die Herren aus Kansas City mit “Satellite” schon mal den Opener des neuen Albums. Funktioniert tatsächlich ganz gut, denn bei einigen im Publikum hat “Problems” ganz offensichtlich schon einige Umdrehungen auf dem Plattenteller gemacht.

Darauf  folgt dann ein erster Hit des in diesem Jahr – Achtung, Zeit sich kurz nicht mehr ganz so jung zu fühlen – 20 Jahre alt gewordenen Albums “Something To Write Home About”. “Come tomorrow I’ll be on my way back home / In the morning call from a roadside telephone” wird gen Bühne geschmettert. Mit “I’m A Loner Dottie, A Rebel” schaffen es die Herren im Handumdrehen das Publikum in ihren Bann und raus aus dem Alltagsgeschehen zu ziehen.

Dann erklingt kurz das Intro von “Mass Pike” und ein Raunen geht durch die Runde – falscher Song, erstmal steht mit “Overdue” nochmal ein etwas Ruhigeres an. Natürlich wurde damit die Hoffnung geschürt, dass wir alle noch in den Genuss des wundervollen “Mass Pike” kommen würden… und darauf folgend ist dann scheinbar der richtige Zeitpunkt dafür gekommen.

Die wenigen neue Songs mischen sich mit zielsicherer Leichtigkeit unter die alten Hits. Die Get Up Kids haben scheinbar verstanden, wie viel Gutes sie geschaffen haben und dass viele Songs für die Anwesenden eine besondere Bedeutung haben, die auch live nicht vergessen werden darf.

Bei den ersten Klängen von “Don’t Hate Me” gibt es dann kein Halten mehr, das Publikum ist komplett begeistert. Und auch Matt Pryors Aufforderung mitzusingen, ist im Prinzip unnötig, denn der freudige Chor, schmettert ohnehin schon jede Zeile Richtung Bühne.

Schnell mal die ersten Akkorde von “Action & Action” angespielt, eine kurze Liebeserklärung an Deutschland und vor allem Köln rausgehauen und dann geht dieser Emo/Punkrock-Gigant auch schon los. Schwupp befinde ich mich gefühlt in 1999, als ich mich jedes Mal gefreut habe, wenn das Video mit der Band im blauen Zimmer und dem von der Decke baumelnden, weißen Telefonhörer und dem Augen rollenden “Gwen-Stefani-Mädchen”auf dem orangenen Sofa auf der anderen Seite der Leitung, bei Viva 2 zu sehen war. Großartig!

Nach einer Stunde soll das Set wohl vorläufig enden. Bis Matt Pryor sich nicht lange bitten lässt und erneut die Bühne betritt, um “Out Of Reach” anzustimmen. Während des Songs gesellt sich die Band nach und nach wieder dazu.

Die Get Up Kids schaffen es, auch nach so vielen Jahren auf der Bühne eine ordentliche Show abzureißen. So viel Agilität hatte ich fast gar nicht erwartet. Schön zu sehen, dass die Leidenschaft für Musik und deren Interpretation weiterhin lodert. Ein Raum auf und vor der Bühne – gefüllt mit Liebe und Erinnerungen an eine Zeit, in der Emo noch kein Schimpfwort und die Welt vielleicht noch ein kleines bisschen mehr in Ordnung war. Schöne Momente an denen die Themen des Alltags vor der Tür verbleiben und man einfach nur im tatsächlich richtig ordentlich gemischten Sound eintauchen darf.

Bei “Holiday” und “Red Letter Day” ist dann noch einmal ordentlich Abriss angesagt, bevor dann mit dem verträumten “I’ll Catch You” eine kleine Verschnaufpause eingeräumt wird. Schließlich wird dann mit dem fantastischen “Ten Minutes” das großartig gelungene Set beendet und das Publikum mit dem aufmunternden “Everything will work out” in die laue Frühlingsnacht entlassen.

The Get Up KidsThe Get Up Kids FacebookThe Get Up Kids InstagramThe Get Up Kids Bandcamp