The Get Up Kids
Kicker
Label: Big Scary Monsters
VÖ: 15.06.2018
Immer wenn ich an die Get Up Kids denke, muss ich an ein Konzert der Band aus Kansas City denken. Das muss auf der 2003er-Tour mit Koufax in der Kölner Kantine gewesen sein, also während ihrer absoluten Hochzeit. Ich, so semi-hart in ein Mädchen aus der Uni verknallt, wollte unbedingt mit Ihr und einigen gemeinsamen Freunden zum Konzert. Schließlich, so dachte ich damals, eignet sich so ein Emo-Konzert ganz gut zum anbaggern der Herzdame. Problem war nur, dass ich die übelste Magen-Darm-Grippe meines Lebens hatte. Aber gönnerhaft wie ich nun mal bin/war, hatte ich versprochen zu fahren und wollte mir natürlich nicht die Blöße geben, abzusagen. Die Gruppe hätte dann ja mit ÖPV nach Köln fahren müssen. Ihr wisst schon, was man halt so macht, wenn man frisch verliebt ist.
Ich erspare Euch jetzt mal die Details, aber ich kann mich an genau vier Dinge erinnern:
1.) Ich stand an einem Stehtisch im hintern Teil der Kantine und habe Cola getrunken und Salzstangen gefuttert – Alleine!
2.) Der Drummer hat irgendwann angefangen Smells Like Teen Spirit zu spielen und genau dann aufgehört, als die Kids vorne gerade anfangen wollten zu moshen (das sah sehr lustig aus).
3.) Die Toiletten der Kantine (war toll da)
4.) Die Rückfahrt. Ich hatte mittlerweile so derbe Magenkrämpfe, dass ich nass geschwitzt und völlig entnervt die Dame 500 Meter von Zuhause rausschmiss, was sicherlich nicht zur Verbesserung unserer Beziehung beigetragen haben dürfte.
Warum ich das erzähle? Über die neue EP der Get Up Kids gibt es gar nicht so viel zu sagen. Die vier Songs auf Kicker sind nämlich super. So super, wie ich es der Band nach den vergangenen fünfzehn Jahren nicht mehr zugetraut hätte. Sie klingen nach der so oft beschworenen „Früher war alles besser“-Zeit. Highlight ist für mich dabei My Own Reflection. Eine schöne Uptempo-Nummer mit prägnanter Keyboard-Spur. Das erste Lebenszeichen der Band seit 2011 zieht sehr stilsicher den Bogen zum grandiosen Something To Write Home About. Was am besten bei Better This Way zu hören ist. Top Melodie, catchy wie es damals nur die Get Up Kids waren und leicht schrottig produziert. Hach, ich liebe es. Und was machen die Bandmitglieder sonst so?
Sie führen mittlerweile ein ziemlich erwachsenes Leben und gehen nur noch dann auf Tour, wenn es ihr privater Terminkalender zulässt – und sie wirklich Lust darauf haben. Matt, Rob und Jim sind damit beschäftig Kinder großzuziehen, James ist weggezogen, Ryan ist wieder zurückgezogen und hat eine Firma gegründet, Jim hat seinen Abschluss in Geologie nachgeholt, Matt ist einem lokalen Fußballclub beigetreten, Rob hat einen Stromschlag auf der Bühne bekommen und alle haben so ihre Probleme mit Social Media. Klingt nach Bandbio, ist es auch, aber der Text zeigt so schön, welchen Schwerpunkt die Band in dem Leben der Musiker hat. Nämlich eine untergeordnete. Und das steht der Band sensationell gut.