Die aus Denver, Colorado kommende Band Tennis war bereits zum zweiten Mal Gast in Berlin. In einer Reihe mit Best coast, Summer darling, La sera oder den Dum dum girls erlebt man mit Tennis ebenfalls eine Art Zeitreise in den LoFi-Pop einer längst vergessenen Surfgeneration. Jede Menge Sha-la-las und Ooh-woo-oohs – dazu schnörkellose Dirty Dancing Melodien, die sich wie Zuckerwatte aufrollen und in den Ohren kleben bleiben.
Alaina Moore (keys, vocals), Patrick Riley (guitar) und James Barone (drums) betreten am Dienstagabend nahezu lautlos die Bühne. Moore lässt die Dauerwelle wieder hochleben und sieht so zart und zerbrechlich aus, dass sie eindeutig die bessere Baby aus Dirty Dancing abgibt. Eine gewisse Ähnlichkeit zu Jennifer Grey ist kaum von der Hand zu weisen. Patrick Riley kommt in beigen Bermudashorts auf die Bühne und einem alten Peter J Heers T-Shirt der olympischen Spiele von 1984. Der Shriftzug L.A. Games wird nur durch seinen Gitarrengurt verdeckt. Der smarte Blonde bleibt trotz seiner Leadgitarre sehr dezent in seinen Bewegungen. Noch weiter im Hintergrund ist James Barone an den Drums. Schaut man den dreien ohne Musik zu, so wirkt es fast langweilig. Keiner der Drei scheint aus sich rauszukommen. Blendet man aber die Musik wieder ein, spricht sie Bände und lässt die Band leben. Der Sound ist klar. Die Mischung aus Orgel, Gitarre und Rhythmusspiel lässt die Sonne in den Magnet Club scheinen. Die Zeitreise beginnt. Nach LoFi wie auf Platte oder im Stream klingt es nun gar nicht mehr. Bei Cape dorys Sha-la-la-Stelle zerschmelezen fast alle. Baltimore und Marathon werden energisch applaudiert. Jeder wippt ein wenig mit und genießt die Stunde Tennis, die Berlin an diesem Abend geboten wird. Neben fast allen Songs ihres bei uns im Januar bereits erschienenden Albums Cape dory, befinden sich auch neue bisher unveröffentlichte Songs im Set. Natürlich knüfen sie an den Stil der bisher bekannten Songs an. Der Abend wirkt nicht aufgedreht und eigentlich auch nicht aufregend. Es gibt keine Zugabe. Schnörkellos werden die Songs präsentiert und dennoch verspürt man Wärme im Innern. Die Band wirkt ausgeglichen und authentisch. Selten ist ein Konzertabend so entspannt. Alle drei sind zum Anfassen und so normal wie du und ich. Das Vinyl wird eingepackt, ein kurzer Plausch gehalten und zufrieden schwingte ich mich aufs Rad, mit dem Gedanken, irgendwann noch einmal dieses Match zu bestreiten. Schöner kann dieser LoFi Kitsch nicht sein!