Tears For Fears
Songs From The Big Chair
Mercury Records
VÖ: 13.03.2020
Tears For Fears gehören wohl zu den bekanntesten Bands der 1980er-Jahre. Bereits ihr Debütalbum “The Hurting” (1983) eroberte in England die Spitze der Albumcharts. Das lag mit Sicherheit auch an den schlau gewählten Single-Auskopplungen. Schließlich sind “Mad World” und “Change” bis heute ziemlich zeitlose Klassiker. Das 1985 folgende Album “Songs From The Big Chair” wird nun erneut auf Vinyl veröffentlicht – als limitierte Picture LP.
Ich gebe es zu, ich habe mich lange Jahre schwer getan, die Musik von Tears For Fears richtig wertzuschätzen. Die Hits sind wahnsinnig gut, die Songs zwischen den Songs, aber so wahnsinnig beliebig. Hinzu kommt, dass ich Songs die länger als vier Minuten lang sind, per se etwas anstrengend finde. Ein Problem, dass ich übrigens bis heute auch mit Talk Talk habe. Beim vorliegenden Mega-Seller – die Band verkaufte mehr als sieben Millionen Exemplare allein von diesem Album – ist das anders. Die acht Songs sind sehr homogen zusammengestellt. Das zwischen den beiden Super-Hits “Shout” und “Everybody Wants To Rule The World” steckende “The Working Hour” ist mit seiner melancholischen Grundstimmung ein verkannter Geniestreich.
Okay, das gefühlt bei Depeche Mode geklaute “Mothers Talk”, hätte wahrscheinlich besser auf das Debütalbum von Tears For Fears gepasst. Aber allein stehend hat der Song ziemliche Power und zeigt, wie vielseitig die Band um Roland Orzabal und Curt Smith damals war. Was viele bei Tears For Fears vergessen, ist die lyrische Tiefe. Hier werden traumatische Kindheitserlebnisse verarbeitet oder auch schon mal vom Sterben geträumt.
Am Ende von “Songs From The Big Chair” gibt es mit “Head Over Heels” einen weiteren verkannten Hit, der alles besitzt, was die 1980er-Jahre so wundervoll erscheinen lässt. Tears For Fears haben sicherlich nicht den Stellenwert von Bands wie den genannten Depeche Mode oder New Order, aber man sollte sie bei der Nennung von stilvollen Bands dieses Jahrzehnts nicht vergessen. “Songs From The Big Chair” ist der eindrucksvolle Beweis dafür.