Montagabend, 18:30 Uhr. Ich stehe in der Küche und koche für meine Familie und die Nachbarin. Plötzlich zuckt etwas in meinem Hirn. Ich schaue auf die Datumsanzeige auf meinem Telefon und weiß sofort, dass ich etwas vergessen habe. Spanish Love Songs spielen im The Tube in Düsseldorf und ich stehe dankenswerter Weise auf der Gästeliste des schon seit Wochen ausverkauften Konzerts. Also schnell essen, mit der Frau klären, wer auf das Kind aufpasst und schnell los in die Altstadt. Dort angekommen ärgere ich mich, dass kurzfristig noch eine dritte Band ins Line Up gerutscht sind – The Hard Aches. Die machen einen guten und grundsoliden Job, wären aber wirklich nicht nötig gewesen. Schließlich verzögert sich so der Zeitplan nach hinten.

Nach einer relativ kurzen Umbaupause kommen dann auch schon Pkew Pkew Pkew auf die Bühne des Tubes. Das Publikum im vorderen Drittel ist freudig erregt, im hinteren Drittel irgendwie entspannt, bis gelangweilt. Ich finde es okay. Sympathisch, aber nicht zwingend weltbewegend. Ich komme ja mittlerweile langsam in ein Alter, in dem sich musikalische Genres schon wieder so wiederholen, dass ich die “Originale” noch live auf der Bühne gesehen habe. Da hält sich die spontane Begeisterung manchmal eben in Grenzen.

Spanish Love Songs sind hingegen so etwas wie der heiße Scheiß in Szenekreisen. Und auch ich muss zugeben, dass ich deren aktuelles Album “Schmaltz” doch ziemlich gut finde. Natürlich erfindet die Band aus Los Angeles das Rad auch nicht neu, aber immerhin holen sie mich auf dieser Platte emotional ab. Auch die neue Single “Losers” passt da perfekt. Gefällt mir einfach sehr gut, auch wenn Bands wie Beach Slang vor einigen Jahren und Hot Water Music schon vor einigen Jahrzehnten in eine ähnliche Kerbe geschlagen haben.

Das Publikum im Tube lässt aber keinen Zweifel aufkommen, für wen sie an einem Montagabend die Tanzschuhe angezogen haben. Und das auch völlig zu Recht. Spanish Love Songs spielen druckvoll, mit einer erkennbaren Spielfreude und ziemlich sympathisch vor sich hin. Die Band ist zudem ganz offensichtlich erfreut darüber, welch große Liebe ihr aus dem Publikum entgegenschlägt. Ich persönlich finde das Dargebotene mehr als gut, aber so richtig mag der Funken bei mir nicht überspringen. Vielleicht liegt es am Wissen, dass am nächsten Morgen um 6 Uhr der Wecker klingelt, oder an der allgemeinen Müdigkeit, die ganz langsam durchschlägt. Auf jeden Fall verlasse ich kurz vor der Zugabe das The Tube, um die nächste Bahn zu erwischen, was ich zu meiner vollsten Zufriedenheit auch tue.

Foto Blogpost: Kat Nijmeddin / Foto Header: John Lafirira

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