Siouxsie And The Banshees
Kaleidoscope / Peepshow

Polydor/Universal Music
VÖ: 14.12.2018

Siouxsie And The Banshees gründeten sich 1976 in London, nach dem sich Sängerin und Namensgeberin Siouxsie Sioux und Bassist Steven Severin auf einem Konzert von Roxy Music kennen gelernt hatten. Im selben Jahr spielte die Band auch ihren ersten Auftritt, bei dem sie von Sid Vicious (Sex Pistols) am Schlagzeug begleitet wurde.

Aus dem Umfeld der Sex Pistols kommend, hatten Siouxsie And The Banshees ein illustren Freundeskreis, der immer mal wieder in die Band mit eingebunden wurde. Bekanntestes Mitglied dürfte The Cure-Kopf Robert Smith sein, der Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre als Leadgitarrist bei den Siouxsie And The Banshees mitspielte. Die Band selbst braucht aber verhältnismäßig lange, bis sie ihr erstes Album veröffentlichen durfte und somit einem größeren Publikum bekannt werden konnte. Denn erst 1978 erschien mit “The Scream” ein Post-Punk-Brecher, der bis heute zu Meilensteinen der Rockmusik gehört.

Universal Records veröffentlicht nun einige der Alben aus dem Backkatalog erneut auf Vinyl. Um mir mal ein Bild über diese Band zu machen, die ich selbst als großer The Cure-Fan jahrzehntelang sträflich ignoriert habe, konzentriere ich mich hier auf das 1980er-Album “Kaleidoscope” und das 1988er-Werk “Peepshow”. Beide Alben erscheinen auf 180g-Vinyl samt Innenhülle inklusive der Texte. Der Sound beider Alben ist gut und glücklicherweise nicht kaputt gemastert. Vielmehr klingen beide Alben angenehm “oldschool”.

Siouxsie And The Banshees haben in den 1980er-Jahren fast in jedem Jahr ein Album veröffentlicht. Dabei haben sie sich eigentlich stetig weiter entwickelt. Vor allem „Kaleidoscope“ hört man die Veränderung im Sound besonders gut an. Hier rücken akustische Gitarren und Keyboard-Spuren in den Vordergrund. Mit „Happy House“ (anstrengend) und „Christine“ (wahnsinnig gut) landeten zwei Singles in den Top 20 der britischen Single-Charts und verhalfen der Band zur höchsten Chartplatzierung überhaupt (Platz 5 der Albumcharts). Man kann fast 40 Jahre später nur erahnen, welch großartige Songs da auf Platte gepresst wurden. Denn seien wir mal ehrlich, in den vergangenen Jahren wurden Siouxsie And The Banshees so oft gecovert (u.a. von Faith No More, The Smiths, Massive Attack, Radiohead oder den Red Hot Chili Peppers) oder kopiert (erinnert Ihr Euch noch an die ganzen Indie-Electro-Damen vor 5 bis 10 Jahren?), dass man eigentlich vergessen hat, dass diese Band Mitbegründer eines Genres waren. Damals sprach die Presse eher zurückgenommen von Innovation, feierte die Band aber trotzdem als das neue heiße Ding ab. Paul Weller hingegen sprach zurückhaltend von “some unusual Sounds” – das passt, auch heute noch.

“Peepshow” erschien 1988 und zeigt eine Band auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Mit dem Album schafften sie es neben den mittlerweile normal gewordenen Chartplazierungen in den britischen Hitlisten unter anderem auch für 20 Wochen in die Billboard 200-Charts in den USA. Auch hier (wie eigentlich auf allen Alben von Siouxsie And The Banshees) bleibt die Band stellenweise extrem anstrengend (“Peek-A-Boo” oder “Ornaments Of Gold”), schafft es aber ebenfalls totale Begeisterung hervorzurufen. Wie gut sind “The Killing Jar” oder das treibende “Scarecrow”? Wundervolle Stücke, die auch 30 Jahre nach ihrer Veröffentlichung nichts an Magie eingebüßt haben.

Am Ende steht und fällt das Urteil über Siouxsie And The Banshees dadurch etwas zwiegespalten aus, weil die Stimme von Siouxsie Sioux so unfassbar anstrengend und extrovertiert klingen kann. In diesen Momenten sind die Songs nämlich nur schwerlich zu ertragen. In guten Momenten, die vor allem auf diesen beiden Alben überwiegen, weiß man, warum diese Band einen Platz in der Musikgeschichte hat. Und man weiß auch, warum man New Wave in jungen Jahren so super fand. Melancholie, Wut, Verzweifelung und ein leicht angepisster Charme, man hat es von einer Frau nie besser gehört.

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