Ganz schön schmuck dieser Grüne Salon. Rechts neben der alten Volksbühne geht es durch ein Tor und dann durch die Tür und durchs Treppenhaus hoch in den ersten Stock. Anfangs ist es noch sehr leer. Draußen hingegen sammeln sich die Leute, um mit dem Eintritt an der Abendkasse rein zu kommen. Das gelingt auch. Es vergeht einige Zeit, doch nach und nach füllt sich die erste Hälfte des Grünen Salons, der ab und an jedoch mehr in Blau, Gelb und Rot sich präsentiert, mit dicht an dicht gedrängten Besuchern. Erst in den hinteren Reihen steht man wieder etwas bequemer. Das Publikum ist stark gemischt. Musik begeisterte in jung und alt, in klein und groß. Die Songs von Sharon van Etten haben mehr Leute erreicht als ich gedacht habe. Ihr aktuelles Album Tramp ist bei uns grade erst erschienen. Die Vorschusslorbeeren aus den USA scheinen der weilen gar nicht aufzuhören und auch hier überschlagen sich Blogs und Fanzines. Van Etten spielt live mit unterstützender Band. Schlagzeug, Gittare, Bass, Keyboards, Melodica. Mit All I can beginnt es ruhig. In den Gesichtern der ersten Reihen ist ein deutliches Fallenlassen zu erkennen. Hingabe, so erscheint es. Darauf haben viele der hier Anwesenden gewartet. Es entwickelt sich mehr ein Genussabend, als dass die ganz große Kommunikation zwischen Künstler und Zuschauer entsteht. Obwohl es sich nach Wohnzimmeratmosphäre anfühlt, weiß sich jeder zu benehmen und wirkt eher schüchtern, anstatt laut zu werden. Es wäre auch unangebracht. Die Songs von Sharon van Etten stehen dem Grünen Salon gut. Der Opener All I can, das anschließende Warsaw und Peace signs sowie das wundervoll verträumte Kevin’s präsentieren sich sehr stark und sicher in ihrer Darbietung. Van Ettens Gesang, immer wieder mit dieser einen Mollnote versehen, führt gekonnt durch das Set. Die anderen Instrumente machen genau das, wozu sie da sind: sie begleiten. Natürlich sind die beiden bekanntesten Van Etten Songs Give out und Serpents die Highlights. Wundervoll. Serpents rockt. Danach wird es stets ruhiger und driftet hier und da in die Improvisationsecke ab. Van Etten lässt nach den lauteren Highlights das Konzert langsam ausklingen. Keineswegs schlimm, jedoch vermisst der heißgelaufene Hörer nochmal einen Kick nach vorne. Nichtsdestotrotz ist es ein musikalisch gesehen toller Abend. Die meisten Songs kommen vom aktuellen Album Tramp, nur vereinzelt schleichen sich Songs vom 2010er Album Epic ein. Sharon van Etten mischt sich nach der Show unter die Leute und verschwindet unter ihren Zuhörern – so, als wenn sie einer von ihnen wär.
Setlist:
All I Can
Warsaw
Peace Signs
Save Yourself
Kevin’s
Magic Chords
In Line
Give Out
Leonard
Serpents
Ask
I’m Wrong
Joke Or A Lie
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Love More