Man war einfach irgendwie nicht bereit. Ich weiß es auch nicht. Von Seiten des Publikums oder des gesamten Aufnehmens der Songs, bis hin zum Wohlbefinden der Künstler. Vertieft standen letztendlich die 6 mitgereisten Mitglieder der Self Defense Family im kleinen Blue Shell in Köln auf der Bühne, gaben ihr Bestes und pusteten gekonnt ihren Post-Hardcorepunkrock durch die Anlage. Unverständlich wie da der Funke nicht überspringen konnte oder wollte. Was in jedem Einzelnen vor sich ging mag ich nicht wissen, nach Außen ist es jedenfalls nicht gedrungen. Respekt, Schüchternheit, Sprachbarriere? Frontmann Patrick Kindlon versuchte den Dialog zu starten, ok, vielleicht nicht mit viel Sensibilität, aber immerhin. Eine sichtlich spürbare Kälte – wenig Feedback, zwar respektvoller Applaus, aber… – dabei machte die Musik, das Wuchtige, die strömenden Bassläufe und facettenreichen Melodien einem unfassbar warm ums Herz. Ich hätte der Band und auch dem Support Creative Adult stundenlang zuhören können. Halb voll war das Blue Shell, welches eh ja nicht sonderlich groß ist, so dass es recht emotionslos von statten ging – das Zwischeneinander. Dabei kann das alles so großartig sein!

Auch Creative Adult, die mit ner knappen halben Stunde eröffnen durften und ausschließlich Songs vom aktuellen, zweiten Langspieler Fear Of Life spielten. Beim acht minütigen Opener Connected schwabbelte noch die Stimme von Sänger Scott Phillips. Das legte sich aber rasch. Der Postpunk mit leichtem Stoner und Grunge Einfluss drückte live nochmal mehr deine Eingeweide zusammen. Starke Set mit I Can Love, Moving Window und Charged. Kurz und gut. Doch schon hier sprang das Publikum nicht an. Innerlich vermag es den einen oder anderen begeistert haben, doch da konnte keiner hineinschauen. Anhand der nach dem Konzert doch noch über den Tisch gegangenen Vinylscheiben, war es dann doch nachhaltig, anscheinend. Self Defense Family hingegen können definitiv mehr und haben aus ihrem schier unendlichen Fundus an Songs auch eigentlich mehr zu bieten. Nach ihrem letztjährigen Album Heaven Is Earth sind derweil schon wieder zwei neue EPs veröffentlicht worden. Die letzte mit Colicky ist brandneu. Hier wurde der ein oder andere Song mit ins Set eingebaut. Dave Sim oder Prison Ring fehlten mir zum Beispiel. Cottaging oder auch Alan ebenso. Nun, es ist ja nun mal kein Wunschkonzert. So schrammten die Virtuosen um Patrick Kindlon, allen voran der stets musikalisch aufgeladene Benjamin Tate an der Gitarre, am zündelnden Druck der Songs vorbei, was wahrlich auch total super war aber eben einen Hauch vermissen ließ. Ausnahmen: Brittany Murphy In 8 Mile von der aktuellen Colicky EP und der Closer It’s Not Good For The Man To Be Alone. Ich hab verdammt noch mal Bock auf mehr. Größer, voller und länger. Ich werde trotz all dem Fan bleiben, natürlich. SELF DEFENSE!

Bilder vom Konzert findet ihr bei den Kollegen von Audiott.de:

Self Defense Family

Creative Adult