Say Lou Lou
Immortelle
Cosmos Music
VÖ: 26.10.2018
Schon lange kam mein schnulziges Popherz nicht mehr zum Zuge. Zu sehr dröhnten aggressive Gitarren und treibendes Schlagezug durch die Boxen. Die Zartheit aber der bezaubernden Schwestern des australisch/schwedischen Duos Say Lou Lou erzwingt diesen Cut mit abermals wundervollen Melodien. Mit ihren Debütsingles “Maybe You” und “Julian” sowie nachfolgenden Tracks wie “Games For Girls” oder “Nothing But A Heartbeat” konnten Elektra und Miranda Kilbey mich zwischen 2012 und 2016 stets begeistern. Popmusik, die bei mir funktioniert, die zart beseelt, leicht schnulzig und doch irgendwie etwas von einem Endzeitsoundtrack mit gehörig viel Liebe hat.
Den Mix zwischen avantgardistischen Pop und französischem Soundtrackfeeling führen die beiden Kilbey Schwestern auf ihrem neuesten Longplayer “Immortelle” fort. Ein wenig experimentierfreudiger hier, ein wenig mehr James Bond Appeal da. “Immortelle” ist in Teilen kunstvoll und orchestral pompös aufgezogen. Der Track “Limbo” veranschaulicht dies nahezu perfekt. So wandelt das mit nur 7 Songs bestückte Album von eingehenden Melodien in Hits wie “Ana” und “Phantoms” über herausragende Pop-Strukturen (“Golden Child”) eben hin zu komplex arrangierten Hymnen, wie im Titeltrack nund Closer “Immortelle”. Dabei nutzen Say Lou Lou nicht nur die Sprache der Musik, sondern versuchen auch mit visuellen Eindrücken ihre Kunst spezifisch, in einem artigen Retrostil aufleben zu lassen. Fotos, Making Of’s und letztendlich aufwendige Videos beschreiben “Immortelle” in einer sehr stilvollen Art und Weise. In manchen Zügen leicht provokant, in anderen Sequenzen dann wieder scheu und introvertiert. Das bezaubernde “Golden Child” entpuppt sich als Herzstück des Albums. Ein fabelhafter Roadtrip, so leicht und unbeschwert, der genauso an französisches Schnulzenkino erinnert, wie an kunstvolle Softpornos. Wenn dann die beiden dahingehauchten Stimmen von den Zwillingen Elektra und Miranda Kilbey auch noch über die Milchstraße und Unsterblichkeit singen, lass ich mich gerne in dieses Softeis namens Pop nieder.