Sadurn
Radiator

Run For Cover Records
VÖ: 05.05.2022

Melancholische Entschleunigung gefällig? Sich fallen lassen zu schwebenden Indiefolk Songs? Nach den ersten Tönen von Sadurns Debütalbum “Radiator” trifft das alles auf diesen noch unentdeckten Schatz zu. Eine Stimme, die einfängt, dich träumen und nachdenken lässt – die dich emotional berührt. Keine großen Frickeleien, sondern die passenden ineinandergreifenden Töne, um dich zu umarmen und aufzufangen. Anfang Mai erschien das mit zehn Songs bestückte Debüt der aus Philadelphia kommenden Band auf Run For Cover Records. Fast schon ungewöhnlich, dass mir das Debüt zum Releasezeitpunkt entgangen ist, wo doch RFC Records in mir einen Hauptabnehmer hat.

Sadurn startete 2015 als Soloprojekt der Musikerin Genevieve DeGroot und nahm konkretere Bandformen an, als DeGroot durch das ausgiebige DIY-touren in und rund um Philadelphia den Musiker Jon Cox (g) kennenlernte. Später dann im Jahre 2020 stieß Schlagzeugerin Amelia Swain sowie Tabitha Ahnert am Bass hinzu und komplettierten das aktuelle Line-Up von Sadurn. Mit “Radiator” veröffentlichen die vier nun ein Album voller Zerrissenheit und Herzschmerz. Nicht aber um betrübt durchs Leben zu ziehen und sich zu verkrümeln, sondern um die Gänze eines jeden Herzens, die Wärme und Geborgenheit aufzuzeigen. Wie so oft bewirkt die künstlerische Ausschüttung von Melancholie und Schmerz beim Hören einen positiven, aufbauenden Effekt. Und das ist ab der ersten Sekunde tatsächlich zu spüren. Der Opener “Snake” erklingt und mir wird sofort klar, dass Sadurn in meinem Herz funktionieren. “Radiator” besitzt trotz der reduzierten und besonnen Art von Musik enorme Kraft, dass du gar nicht anders kannst als zuzuhören. Angekommen beim Track “White Shirt” muss ich mich ganz schön zusammenreißen und bin überwältigt von der Umarmung die Sadurn mich spüren lassen. Davon will ich mehr und ich kann gar nicht anders, als mir Songs wie “Moses Kill”, den Titeltrack “Radiator”, “Golden Arm” oder “Icepick” immer und immer wieder anzuhören. “Radiator” schafft es eine gewisse Schwere von deinen Schultern zu nehmen. 35 Minuten in der mir keine:r was kann – eine spürbare Intimität, in der ich mich der Musik einfach verbunden fühle. Auch wenn ich das Album noch nicht so lange kenne, weiß ich jetzt schon, dass es mich für sehr sehr lange Zeit begleiten wird.

“The whole project up to that point had been so lo-fi, so close to the source and unproduced. I wanted the band and the new recordings to still have that to some extent. We’re all so close and we were living in this cabin for two weeks making this thing, I think it was sort of the special circumstances that lent themselves to the way the album turned out.” erzählt Sängerin und Gitarristen Genevieve DeGroot über Intention und Umsetzung des Albums. Mit Einflüssen wie Jason Molina, Gillian Welch, Alex G und Elliott Smith reiht sich Sadurn selbstbewusst zwischen Bands und Künstler:innen wie waveform*, der frühen Angel Olsen oder Soccer Mommy ein. Sadurn veröffentlichen mit “Radiator” das wahrscheinlich schönste Album des Jahres. Selten habe ich ein Album erlebt, dass so schnell, so nah an mir dran ist.

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