Ryan Shelkett
Someone Becomes No One
Steadfast Records
VÖ: 10.06.2022
Jetzt ist es auch schon wieder acht Wochen her, dass ich mich intensiv mit einem Album beschäftigt habe. Wahnsinn, wie wenig Zeit momentan für Musik bleibt. Das Debüt von Ryan Shelkett ist für mich auf dem Papier jedoch ein wirkliches Highlight des Jahres. Grund genug also, sich sein Album “Someone Becomes No One” etwas genauer anzuhören.
Warum ein hierzulande weitestgehend unbekannter Künstler mich dermaßen interessiert? Nun, das liegt an der Vergangenheit von Ryan Shelkett. Mit Liars Academy und den großartigen Cross My Heart machte Shelkett bereits vor mehr als 20 Jahren auf sich aufmerksam. Und mit Steadfast Records, dem Label von ex-Brandtson-Gitarrist Matt Traxler agiert eine weitere Szenegröße im Hintergrund.
Auf “Someone Becomes No One” überwiegen ruhigere Töne. Die erste Single “Corroded” gibt die Richtung vor. Melancholie, eine textliche Tiefe und ein starker Einfluss von Americana und Co. Shelkett selbst sagt dazu: “‘Corroded’ ist ein Song, in dem es darum geht, sich mit dem Alterungsprozess auseinanderzusetzen und wie dieser mit den allgemeinen Themen der Sterblichkeit zusammenhängt, die sich durch die Gesamtheit von ‘Someone Becomes No One’ ziehen.”
Einen Ausbruch aus dieser Schwere brachte vor einigen Wochen die zweite Single “Damage”, eine Hymne, die beweist, welch großer Songwriter der Musiker eigentlich ist. Es bleibt die einzige Uptempo-Nummer – sieht man vom grungigen “Mercy Street” ab – auf diesem wirklich gelungenen Debüt, das sich irgendwo zwischen Bob Mould, Paul Westerberg und Tom Petty einsortieren lässt. Jedoch liegt die Stärke der Songs ganz klar auf der Stimme von Shelkett, die zu jeder Zeit zu überzeugen weiß. Dass “Someone Becomes No One” trotz der Schwere und des gemäßigten Tempos zu keiner Zeit langweilig wird liegt auch an der extremen Homogenität, die mit “Chasing The Night” und getragen von einer schön gespielten Akustik-Gitarre einen wundervollen Abschluss findet.
Mit Blick auf die Klickzahlen verschiedenster Streaming-Anbieter wäre mein Wunsch, das solch tolle Platten einfach die Aufmerksamkeit erhalten könnten, die sie verdient haben. Ryan Shelkett liefert hier ein tolles Spätwerk bzw. einen tollen Neuanfang und ich persönlich bin sehr gespannt, wohin es diesen vielseitigen Musiker in Zukunft treiben wird.