Rowan Oak
Hope And Ruin
Fond Of Life Records
VĂ–: 22.02.2019
Ich sag mal so: Wenn man schon bei seinen Vorbildern klaut, dann sollte man das auch gut machen. Rowan Oak aus MĂĽnster klauen bei ihren Vorbildern. Und was soll ich sagen, sie machen das nicht nur gut, sie machen es hervorragend.
Wer meine Texte auf Crazewire (RIP) oder auch hier verfolgt(e) weiß, dass ich Ende der 1990er-Jahre und Anfang der 2000er-Jahre eine wirklich ausgeprägte Emo-Phase hatte. Emo war damals noch nicht von der Presse als der neue heiße Scheiß gebrandmarkt. Bands wie My Chemical Romance mit ihren schwarz lackierten Fingernägeln hätten wir nur schwerlich ernst genommen. Viel mehr hörte man Musik von Bands wie Brandtson, Texas Is The Reason, Pop Unknown, Starmarket, Sense Field oder die ersten Alben von Jimmy Eat World.
Eigentlich waren das damals sehr poppige Songs, die zwar etwas komplexer im Songwriting waren und auch mal etwas lauter aus den Boxen schepperten, aber alles in allem sehr melodisch und mit viel Herzschmerz. Auch heute erwische ich mich, wie ich immer wieder die alten Platten heutigen Veröffentlichungen vorziehe. Aber gut, niemand, der bis hierhin gelesen hat, wird verneinen können, dass die oben genannten Bands zeitlose Klassiker auf Platte gepresst haben.
Kommen wir aber zurück zu Rowan Oak aus Münster. Zunächst einmal fällt die Aufmachung auf (die EP erscheint nur auf Vinyl und digital). Die EP ist als einseitig bespielt, auf 180 Gramm schwerem, schwarzen 12“-Vinyl mit B-Seiten-Siebdruck und einem gesiebdruckten, zweifarbigen Cover-Artwork auf dicker Kunstdruckpappe erhältlich. Wow. Das sieht klasse aus. Aber auch die fünf Songs auf dem Album sind über jeden Zweifel erhaben. Top produzierte Emo-Blaupausen, die man heute wohl eher unter dem Begriff Indie-Rock packen würde, aber ganz klar an die 1990er-Jahre erinnern.
„FĂĽr mich beschreibt der Titel nicht nur das dramaturgische Auf und Ab unserer Musik aber auch von Emo ganz grundsätzlich, sondern er fasst auch die zwei groĂźen Pole menschlicher GefĂĽhlswelten in drei knappen Worte zusammen“ beschreibt Bassist Alexander Schlage den Titel “Hope And Ruin”. Und ja, die Songs – allen voran der Opener “Build/Burn” – zeigen, dass hier eine Band weiĂź, was sie tut, wohin sie will und an wem sie sich orientiert. Wirklich alles an dieser EP ist toll. Die Songs, die Grundstimmung und das LebensgefĂĽhl. Ich habe selten eine so authentisch klauende Band gehört. Das klingt fĂĽr den Leser jetzt etwas blöd, weil Rowan Oak sehr wohl ihre eigene Note in die Songs packt und um Eigenständigkeit bemĂĽht ist. Aber wer mindestens 10 Jahre damit verbracht hat ausschlieĂźlich Platten dieses Genres zu hören, der wird verstehen, dass das viel eher als Kompliment gemeint ist.
Ich bestelle jetzt auf jeden Fall mal das Vinyl vor. Und ganz ehrlich, das solltet Ihr auch mal tun. Einfach mal einer kleinen unbekannten Band eine Chance geben. Was für ein schönes Stück Musik. Danke Rowan Oak.
Rowan Oak stellte uns netterweise einige Bilder des Vinyls zur VerfĂĽgung.