Rauchen
Nein

Zeitstrafe
VÖ: 03.12.2020

Die Hamburger Hardcore-Formation Rauchen veröffentlicht am 3. Dezember mit “Nein” ihren zweiten Longplayer. Dabei ist “Nein” das Gesamtkonstrukt von drei einzelnen EPs mit je vier Songs. Während EP I und EP II schon ausgekoppelt wurden und auf den bekannten Streaming-Plattformen zu hören sind, komplettiert EP III das Album Anfang Dezember. Dann ist die LP auch physisch zu ergattern. Mit der visuellen Darstellung der ersten Single “Angst” sowie den restlichen Tracks von EP I (“Monopol(y)”, “Monotnoie” und “Weiter”) wird zudem klar, dass sich bei RAUCHEN einiges getan hat.

Ein knarzender, tiefbrummender Bass sowie herausstechende Melodien prägen in großen Teilen die ersten neuen Rauchen Songs. Das geht schon weg vom Hardcore und hin zu einem griffigen Post-Punk. Dazu liefern Rauchen einen ungewöhnlich klaren Gesang ab. Das klang auf “Gartenzwerge Unter Die Erde”, Rauchens Langspieldebüt aus dem Jahre 2019, noch anders. Der Albumeinstieg auf “Nein”, also EP I, sowie die hinteren Tracks 9 bis 12 (EP III) klingen musikalisch zurückhaltend und weniger aggressiv. Textlich bleibt sich das Hamburger Quartett aber treu und platziert ihre eindeutigen Statements rund um Feminismus, Polizeigewalt, Kapitalismus und Liebe gekonnt so, dass Rauchen eben auch weiterhin viel über die Lyrics kommen.

“Nicht dein Objekt / Nicht dein Porno / Nicht dein Mäuschen / Nicht dein Körper” (“Nicht”).
“Zu laut, zu leise, zu hysterisch / Für deine Männlichkeit zu gefährlich / Sei doch mal ehrlich / Es macht dir Angst” (“Angst”)
“Ich besauf mich gern im Park / In enger Kleidung / Find ich scharf / Hab ich nachts mal Bock zu joggen / Kann mich nichts und niemand schocken” (Schlüsselkind”)

Zurecht penetrant und mit deutlich spürbarem Widerstand positioniert sich die Band – besonders gelungen und wertvoll beim Thema Feminismus. Auch wenn auf “Nein” sich die Musik im Vergleich zu den bisherigen Auskopplungen vermehrt in den Vordergrund spielt. Vor allem auf EP III erklingen Töne und Konzepte, die man so nicht erwartet hätte. Grungartige Grower wie “Reaktion” oder “T-Rex”, eingebundene Bläser im Song “Schlüsselkind” oder verschiedene Percussions. Ich finde das total erfrischend und macht die Band eine Spur weit interessanter als eh schon. Mit einem in alter Manier musikalisch wutentbrannten Mittelteil, vier live eingespielte Songs mit einer Spieldauer von 5 Minuten, grenzen sich die Kapitel der drei EPs musikalisch deutlich voneinander ab. “Nein” bleibt auf ganzer Linie düster und wütend. In den einzelnen Stücken haben Rauchen aber ihr Konzept der knackigen ‘unter zwei Minuten Hardcore Songs’ aufgebrochen und erschaffen starke Post-Punk-Ear-Catcher. Mit Songs wie “Schlüsselkind” und “Angst” wird Rauchen tatsächlich eingängig. Rauchen sagen “Nein” und sind erstmal dagegen. Das finde ich gut und bin deswegen absolut dafür.

➤ Preorder: RAUCHEN - NEIN

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