Protomartyr
Ultimate Success Today

Domino Records
VÖ: 17.07.2020

“Ultimate Success Today” ist bereits Protomartyrs fünftes Album. Ihr fünftes in acht Jahren. Dass sich die Qualität und Kunst des unkonventionellen Post-Punks der aus Detroit kommenden Band so steigern würde, mindestens aber halten würde, war zu vermuten, aber längst nicht einzuschätzen. Sean Casey, Greg Ahee, Alex Leonard und Scott Davidson schafften mit “Under Color Of Official Right”, ihrem zweiten Werk, 2014 den Durchbruch und wurden seitdem konstant besser. Mit “Ultimate Success Today” bringt die Band ihr wohl ausgefeiltestes Werk auf den Markt. Ihr insgesamt drittes auf Domino Records.

Richtige Hits, außer der ersten Single “Processed By The Boys”, fehlen dem Album. Die Durchschlagskraft erlangt “Ultimate Success Today” durch seine Penetranz, durch die Lyrics und durch das abermalige Brechen gewisser Songgewohnheiten. Schon 2014 kristallisierte sich ein eigenwilliger und eigenständiger Protomartyr Sound heraus. Nicht nur Sound, auch Darstellung, Attitüde und Charisma der Band sind exklusiv. Der Wiedererkennungswert ist nicht von der Hand zu weisen. Doch wundervolle Kraftpakete wie das 2017er “Male Plague” oder das anmutige “Pontiac 87” aus 2015 passen in das Gesamtpaket von “Ultimate Success Today” nicht hinein. Düster geht es auf dem Album zu. Politische und gesellschaftliche Verfehlungen resultieren in klaffende Wunden. Nicht zuletzt die Spaltung des eigenen Landes macht die US-Amerikaner zu schaffen. “Self doubt is a stalking fiend. Narcissism is a killer. That and no healthcare. Dumb aphorist embrace obscurants and write in ogham for your final lines.” singt Casey lethargisch in dem vielleicht musikalisch und textlich besten Track des Albums, “The Aphorist”.

Seitdem ich Protomartyr im Jahre 2014 im kleinen Berliner Monarch gesehen habe, ist das Bild des Whiskey trinkenden Sean Casey in meinem Kopf gespeichert. In Songs, wie das in Teilen durch Nandi Plunkett unterstützte “June 21” oder das trägere “Bridge & Crown”, erlebe ich die vergangenen Tage in Berlin quasi nochmal. Als wenn vor dem inneren Auge ein düsterer David Lynch Film aufflackern würde, in dem “Modern Business Hymns” als eingängigster Song David Bowies “I’m Deranged” ersetzt. So entwickelt sich das ganze Album wie eine Art Rekapitulation, eine Art Zusammenfassung jedoch mit neuem Inhalt. Wobei monotonere Strecken in meinen Ohren mehr Aufmerksamkeit bekommen, als tatsächliche Ausbrüche. Und womit wir wieder bei dem Thema Hits wären. Gute Alben brauchen die ja gar nicht und funktionieren in ihrer Gesamtheit. Ich benötigte etwas Zeit, doch mittlerweile genieße ich es, wie “Worm In Heaven” zum Beispiel, mich komplett entschleunigt oder “Tranquilizer” sich künstlerisch originell vom Nervtöter zum aufdrehenden John Cooper Clarke-Look-a-like verwandelt.

Was tut das Album gut, nach und nach. Anders und doch gleichgesinnt.

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