Relatives In Descent
Protomartyr
Domino Records / GoodToGo Records
VÖ: 29.09.2017
Mit Relatives In Descent veröffentlichen die Detroiter Post-/Indiepunker Protomartyr ihr viertes Album. Nachdem die beiden Vorgängeralben Under Color Of Official Right (2014, Hardly Art) und The Agent Intellect (2015, Hardly Art) die Band in einen anderen Kosmos katapultierten, schnappte sich nun Domino Records die vier introvertierten Musiker aus der Autostadt und bringt mit Relatives In Descent den logischen Nachfolger auf den Markt. Bereits in den Vorabstreams und -videos wurde erahnt, in welche Richtung Relatives In Descent gehen würde. Das langsam sich auftürmende A Private Understanding und das wie ein guter Wein in sich rollende My Children verfolgen dabei den Ansatz des ja fast schon typischen Protomartyr-Stils, von dem man bei vier Alben getrost sprechen kann. Neu ist das Ganze sicherlich nicht – es schwimmt sich aber in dem einmal in Gang versetzten Strom sehr gut. Natürlich kommen kleine Raffinessen und Songbreaks hinzu. So fallen beim ersten Hören sicherlich Caitrona, das traumwandlerische The Chuckler, das robuste Windsor Hum und das überaus starke Male Plague ins Gewicht. Dabei ist es eigentlich schwer einzelne Tracks ein gewisses Maß an Übergewicht zu schenken, wirkt Relatives In Descent doch eben genau wie seine Vorgänger als Ganzes deutlich mehr. Ein Faktor der sich, wie ich finde, zu einem gelungenen Eigenzeugnis der Band entwickelt hat. Protomartyr reifen mit jedem Album zu einem noch wertvolleren Fass Whiskey. Joe Casey, Sänger und Frontmann der Band, torkelt gesanglich ohne seine Linie zu verlieren. Er wirkt fast wie besoffen vor Intensität, schwankt oft stimmlich zwischen Wut und Traurigkeit. Treibend und dumpf bleibt die Rhythmusfraktion mit Alex Leonard am Schlagzeug und Scott Davidson am Bass. Greg Ahee windet sich an der Gitarre in allen möglichen Facetten. Softe und schnelle Akkorde wechseln sich ab, genauso wie themenspezifische Soli und ins Noise ausartende Schredderanekdoten. So bleibt stets ein gelungener Mix aus eben diesem dumpfen nach vorne preschen und den im Whiskeyglas verlorenen Traum erhalten. Gut nachzuvollziehen im Wechsel von Up The Tower hin zu Night-Blooming Cereus. So wurde Relatives In Descent sicherlich nach einem ähnlich Rezept kredenzt wie Under Color Of Official Right und The Agent Intellect. Feine Unterschiede machen dann wohl eher die Gewürze und die Mischverhältnisse aus. Relatives In Descent bleibt nichtsdestotrotz ein starkes, füllendes und gutes Album. Guter Whiskey wird halt auch nicht schlecht, ne.
Im November sind Protomartyr in Europa unterwegs. In Deutschland zusammen mit den Noiserockern von METZ (dicke Empfehlung!). Tourdaten sowie die Videos zu A Private Understanding und Don’t Go To Anacita findet ihr unten.
On Tour:
- 2.11. Futurum, Prag (CZ) =
- 3.11. Klub Firlej, Wroclaw (PL) =
- 4.11. Klub Hydrozagadka, Warschau (PL) =
- 6.11. Bi Nuu, Berlin (DE) =
- 7.11. Loppen, Kopenhagen (DK) =
- 8.11. Knust, Hamburg (DE) =
- 9.11. Vera, Groningen (NL)
- 9.11 – 12.11. Le Guess Who? Festival, Utrecht (NL)
- 11.11. Rotown, Rotterdam (NL)
- 12.11. The Haunt, Brighton (UK) †
- 14.11. Dome Tufnell Park, London (UK) †
- 15.11. Deaf Institute, Manchester (UK) †
- 16.11. The Cluny, Newcastle (UK) †
- 17.11. CCA, Glasgow (UK) †
- 18.11. Whelan’s, Dublin (IE) †
- 19.11. Brudenell Social Club, Leeds (UK) †
- 21.11. Rotonde, Brüssel (BE) *
- 22.11. Le Grand Mix, Tourcoing (FR) *
- 23.11. Pole Etudiant, Nantes (FR) *
- 24.11. La Nef, Angouleme (FR)
- 25.11. La Maroquinerie, Paris (FR)
= with METZ
† with Sauna Youth
* with Heimat