Primus
Pork Soda

Universal Records
Veröffentlichung 14.12.2018

Eigentlich ist es heute kaum noch vorstellbar, dass eine Band wie Primus mit einem Album wie “Pork Soda” den Erfolg erzielen konnte, den sie 1993 mit der Veröffentlichung dieses Meisterwerks hatte. Denn mal ehrlich wann, wenn nicht zu Beginn der 1990er-Jahre hätte diese verschrobene Mischung aus Funk, Metal, Avantgarde und Rockmusik Top 10-Platzierungen samt Platin-Status in den USA erreichen können?

Wikipedia beschreibt den Stil der Band ĂĽbrigens als “Psychedelische Polka”, die sich vor allem durch dominante Basslinien, ein perkussives Klangbild und die Akkorde der oft als dissonant angesehenen Gitarren-Riffs auszeichnet. Das trifft es eigentlich ganz gut, wenn man dazu noch den bitteren Humor der Band erwähnt und darauf hinweist, dass viele Songs so wirken, als ob ein paar mega bekiffte aber unfassbar begabte Nerds ihre Jam-Sessions im Studio aufgenommen hätten.

Was Primus aber auch ausgemacht hat, war das feine GespĂĽr fĂĽr absolut tanzbare und unfassbar groovige Brecher, die jede Tanzfläche – zumindest die der Alternative-Discos – zum ausrasten bringen konnten. Auch das natĂĽrlich absoluter Zeitgeist. Denn mal ehrlich, wer einmal erlebt hat was passiert, wenn man zwischen “Killing In The Name Of” von Rage Against The Machine und “Smells Like Teen Spirit” von Nirvana “Too Many Puppies” (vom Album “Frizzle Fry”) oder “My Name Is Mud” vom nun wiederveröffentlichtem 1993er-Album “Pork Soda” laufen lies, der hat die Magie von diesem genial-verrĂĽckten Trio zumindest nachvollziehen können.

Ganze Alben haben jedoch schon damals nur bis in die Haarspitzen bekiffte Nerds gehört. Und auch 25 Jahre nach Veröffentlichung von “Pork Soda” verlangen Songs wie “DMV” oder der Titeltrack ein strapazierfähiges NervenkostĂĽm. Die drei Musiker Les Clayppol (Bass, Gesang), Larry LaLonde (Gitarre) und Tim “Herb” Alexander (Schlagzeug) befanden sich jedoch 1992/1993 auf dem kreativen Höhepunkt ihres Schaffens. Und das merkt man dem Album, sowie dem ebenso grandiosen Vorgänger “Sailing The Seas Of Cheese” auch an. Ich erinnere mich aber noch sehr gut daran, wie mir unser damaliger Bassist einige Jahre später das “Brown Album” vorspielte und ich nur dachte “Krass, das klingt ja wie in unserem Proberaum und die Songs sind auch kacke.”

Da war nämlich die groĂźe Zeit von Primus auch schon wieder rum und die 1990er-Jahre veränderten sich von einer neuartigen und interessanten Musikdekade ganz langsam in ein vor sich hinplätscherndes Etwas. Und doch, oder gerade deshalb ist “Pork Soda” so ein grandioser Schatz. Er wirft den Hörer (wenn er denn so alt ist) zurĂĽck in eine Zeit, in der es egal war, was man an hatte (mal Fotos von Stone Gossard aus der Zeit gesehen?), welcher Szene man zugehörte (Funk, Punk, Rock – alle tanzten auf die Red Hot Chili Peppers oder Primus) und ob man ratzevoll, megabekifft oder eben nĂĽchtern war. FĂĽr mich eine unschuldige Zeit des Erwachsenwerdens, die mit dem ersten Bassschlag von “My Name Is Mud” sofort in meine Erinnerung zurĂĽckkehrt. Wahnsinn, was Musik fĂĽr ein Trigger sein kann. Und Wahnsinn, wie gut Primus damals waren.

“Pork Soda” erscheint auf 180g Vinyl im Gatefold-Cover und inklusive Download-Code. Der Klang ist, wie es bei der Back To Black-Reihe eigentlich immer der Fall ist, gut bis sehr gut. Also alles so, wie man es haben möchte.

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