Postcards
The Good Soldier
Label: T3 Records
VÖ: 03. Januar 2020
Düster fängt das Jahr an, wenn man dem Opener “Dead End” von den Beirutern Postcards auf deren Zweitling “The Good Soldier” zuhört. Zunächst mit einer betörenden Sirene und einem folgend epischen Fabelgewand aus Noise, Slowcore, Dream Pop und Shoegaze. Ob das gefühlt auch wieder heller wird? “The Good Soldier” wirkt betörend und in den ersten Klängen mächtig spannend. Bleibt es düster? Dringt doch irgendwann der dreamige Pop wieder durch? Auf ihrem Debütalbum “I’ll Be Here In The Morning” aus dem Jahre 2018 vermischten Julia Sabra, Pascal Semerdjian und Marwahn Tohme nämlich gekonnt dreamige Aspekte mit schrammelnden und nervigen Noisestrukturen, mit Post-Rock und Shoegazeeinflüssen. Nach einem ersten erzürntem Gruß aus einer elegischen Noisehölle, rückt “The Good Soldier” dann doch etwas aus der Dunkelheit hervor. Deutlich eingängigere Klänge fabrizieren die Tracks “Fossilized” und “Spiderwebs”, bleiben aber mit raffinierten Geräuscheinlagen fernab von Schnulzentum und Wohlfühloase. Schwingen hier und da teilweise in Richtung Camera Obscura und pendeln dann wieder zurück Richtung Christine Owman und Laura Carbone. Es ist ein hin und her zwischen warmer Melancholie und kalter Einsamkeit.
Mit dem Titeltrack “The Good Soldier” und dem anschließenden “Lights Out” vervollständigen Postcards bereits nach der Hälfte des Albums ein faszinierendes, musikalisches Spektrum. Der kunstvolle Gehalt der Songs ist beeindruckend. Aus den Songs entspringt sehr viel Anmut, Sehnsucht und Mystic. Das mystische wird oftmals mit äußerst viel Druck dargeboten. Der oftmals im Kontrast dazu stehende engelsgleiche Gesang geht immer wieder neue Dreamnoise-Symbiosen ein, in Momenten, in denen du es einfachst nicht erwartest. Das macht den ‘Pop’ nie langweilig, auch wenn er hier und da mal nicht ausbricht und sogar mehr als catchy wirkt (“Freediving”). In “Hunting Season” wälzen sich Postcards gar in einem nostalgischen Wave-Punk.
“The Good Soldier” ist ein spannendes Werk geworden und vermischt und kombiniert so einige Musikstile. Camera Obscura nannte ich schon. Mazzy Star werden sicher auch ihren Einfluss gehabt haben. Dass sich Postcards aber ihren ganz eigenen Cosmos geschaffen haben, steht außer Frage. Das Album wirkt einnehmend und trotz des dunklen Fadens und mancher kalter Momente, äußerst warmherzig.