Zehn Songs, die du in deinem Lieblingsclub mal gerne auflegen würdest – alles kann, nichts muss. In den vergangenen Folgen unserer Kategorie “Plattenrausch” stellten Mercedes ‘Mephi’ Lalakakis (Daily Thompson) und Bernd Kroschewski (Fidel Bastro (Label), Boy Division, Potato Fritz) ihre Songs für die Ewigkeit zusammen. Nun bat ich Ina, die mal bei der Dortmunder Noise/Post-Hardcore Band Symmetry Lover gesungen hat, um eine Liste der Songs, die sie auf dem Plattenteller in ihrer liebsten Kneipe auflegen würde.
Im Oktober 2018 gastierte die Hardcore Band Rauchen in Köln. Mit ein paar Freunden machte ich mich auf, um einen kurzweiligen Konzertabend mit viel Krach zu genießen. Vor Ort angekommen traf ich überraschender Weise auf Alex und Marc, die ich über meinen ICANGUARANTEE Mitschreiber Lasse kannte. Das war schon ungewöhnlich, hatte ich doch mit Alex und Marc in Sachen Noise und Hardcore-Musik und abgeranzten Punkrockschuppen bis dato gar keine Berührungspunkte. Es stellte sich schnell heraus, dass Marc mit der Sängerin der Supportband befreundet ist. So wurde mir Ina vorgestellt, der ich prompt einen Jutebeutel ihrer Band Symmetry Lover abkaufte. Auf der Bühne überzeugte dann der damals frisch gegründete Vierer aus Dortmund. Ich glaube es war einer ihrer ersten Auftritte überhaupt. Das 2019 veröffentlichte Debüt Album auf Through Love Records blieb leider das einzige. Symmetry Lover lösten sich während der Pandemie auf. Ina schrieb mir aber, dass sie wieder was in Sachen Musik plant, aber dass noch nichts spruchreif ist. Bis dahin versüßt sie uns mit ihren ausgewählten Tracks sicherlich den Tag.
METZ – Headache
Wer mich kennt dürfte ahnen, was das hier für ne schwierige Geburt war. Aber nun gut, es sollten nur zehn Songs sein, also los geht’s: Und zwar mit “Headache” von der kanadischen Band METZ. Einfach eine großartige Band, die uns ihre markante Mischung aus Noise, Hardcore, Punk und was auch immer dreckig verzerrt mit der richtigen Prise Aggression um die Ohren bläst. Ein guter Einstieg für den Abend um wippend mit dem ersten Getränk am Tresen zu stehen.
White Lung – Take The Mirror
Weiter geht es etwas flotter mit “Take The Mirror” von White Lung, ebenfalls aus Kanada. Weniger als zwei Minuten Schleudergang, aber mehr braucht es für die Schimpftirade der Sängerin Mish auch nicht. Der Song stammt vom Album “Sorry” aus dem Jahre 2012, eine feine Platte, geradliniger Punk, schön auf die Fresse. Die beiden Nachfolgeplatten waren dann schon etwas poppiger und nicht mehr ganz so roh und wütend.
Genepool – Vampire
Genepool habe ich erst vor Kurzem aufgrund einer Empfehlung entdeckt. Hatte die Band mit ihrer Mischung aus Post-Punk und New Wave bisher gar nicht auf dem Schirm. Glaub die sind nicht mehr aktiv, dafür mischen Thilo und Jens bei Illegale Farben mit, die bestimmt einigen ein Begriff sind. Und wem die Stimme bekannt vorkommt: Sänger Daniel singt unter dem Pseudonym Jack Letten bei der Hardcore-Band Smoke Blow und ist als Erik Cohen solo unterwegs. Vom Album Everything Goes In Circles gibt es den meiner Meinung nach stärksten Song der Platte: “Vampire”.
The Stops – Black & White
Von The Stops kommt “Black & White” auf den Plattenteller. Schade, dass nach Nameless Faces von 2016 kein neues Album von den fünf Frauen aus Portland kam. Wer etwas düsteren und gleichzeitig melodischen Punk mag, sei diese Platte ans Herz gelegt. Franz von Sabotage Records hat neben The Stops auch noch die wunderbaren Terrible Feelings veröffentlicht, aber ich darf ja nur 10 Songs…
Royal Headache – Surprise
Jetzt können zu “Surprise” von Royal Headache die Gliedmaßen bewegt werden. Schon etwas fröhlicher als die Songs bisher aber immer noch schön garagig und nicht zu glatt produziert. Könnte nach meinem Geschmack noch ne halbe Minute länger dauern, aber so kommt zumindest keine Langeweile auf. Die Australier haben sich 2017 leider aufgelöst, hätte die gerne mal live gesehen.
Samiam – Sunshine
Und jetzt lassen wir noch mehr Sonne rein: “Sunshine” von Samiam. Ich liebe diesen Song, hab das Album Astray als es erschien rauf und runter gehört. Ich bin schrecklich nostalgisch und diese Platte erinnert mich an meine Zeit in Regensburg, an meine fast täglichen Besuche im Plattenladen Eldorado (RIP), an gute Konzerte und an alle lieben Menschen, mit denen ich damals Zeit verbracht habe und die ich sehr vermisse. Wenn ich den Song bzw. die Platte höre, geht mir einfach mein Herz auf.
De La Soul – Ring Ring Ring
Jetzt kommt ein Genre-Wechsel, der nicht ganz so geschmeidig ausfällt (nur zehn Songs!!!). Ich bin nicht wirklich firm was Hip-Hop angeht, aber ich liebe es dazu zu tanzen, meine imaginären Gäste hoffentlich auch. Und zwar zu “Ring Ring Ring” von De La Soul.
Madonna – Like A Prayer
Ich freue mich immer, wenn auf Partys neben dem Hip-Hop auch das Pop-Stündchen geschlagen hat. Mich hat es als Teenie fasziniert, wie Madonna im Video zu “Like A Prayer” freizügig gekleidet vor brennenden Kreuzen tanzt, den schwarzen Christus befreit, ihn küsst und sich ekstatisch auf dem Kirchenboden räkelt. Damit könnte man heutzutage nicht mehr groß provozieren, aber für damalige Verhältnisse war das schon ne Nummer, sogar der Papst hat zum Boykott aufgerufen und nicht nur der hätte sie dafür gern auf dem Scheiterhaufen gesehen.
Prince – Kiss
Kurz vor Schluss werden die Hüften nochmal ordentlich geschwungen, wenn Prince seinen Hit “Kiss” zum Besten gibt. Ich kann mit zu funkigem Zeug eigentlich nicht viel anfangen, aber der Song ist einfach super, da gibt’s nix.
Patti Smith – Because The Night
Als Rausschmeißer hatte ich erst “Roads” von der britischen Trip-Hop-Band Portishead auserkoren, aber nachdem ich letztens die Filmbiografie über den US-amerikanischen Fotografen Robert Mapplethorpe gesehen habe und daran erinnert wurde, wie großartig Patti Smith ist (sie waren eine Zeit lang Weggefährten), habe ich mich doch für “Because The Night” entschieden. Geschrieben wurde der Song von Bruce Springsteen, er überließ ihn – noch unvollständig – Patti und so wurde er Teil ihres Albums Easter. Was kann man zu dem Song schon schreiben, das war eine gute Entscheidung vom Boss, der Song ist einfach ein Hit und ein guter Abschluss für einen schönen Abend.