Pedro The Lion
Phoenix

Big Scary Monsters / AL!VE
VÖ: 18.01.2019

Da David Bazan unter dem Namen Pedro The Lion seit 15 Jahren keine Platte mehr gemacht hat, ist es nahezu selbstverständlich, dass mich Band und Musik sofort zurückkatapultieren in die stark Indierock behafteten 2000er Jahre. Pedro The Lion war ein fester Bestandteil von diversen Playlisten, wo sich alles zwischen den Decemberists, Rilo Kiley, Death Cab For Cutie, Port O’Brien oder den Weakerthans abspielte. Nun ist David Bazan mit Pedro The Lion und dem Album “Phoenix” zurück.

Natürlich war David Bazan keine 15 Jahre lang weg, hat der mich immer an Built To Spill-Frontmann Doug Martsch erinnernde US-Amerikaner ja zahlreiche Soloplatten veröffentlicht. Ganz wohl fühlte ich mich damit zuletzt aber nicht mehr. Der eigenbrötlerische und egozentrische Bazan experimentierte und schuf sich so seinen ganz eigenen Cosmos. Pedro The Lion war da, verglichen mit den letzten Solowerken, deutlich zugänglicher. Nun fand Bazan im Jahre 2016 zu seiner alten Liebe zurück und öffnete wieder das Buch, in dem das letzte Kapitel 2004 verfasst wurde. Und nicht umsonst heißt das Album “Phoenix”. Hier wuchs Bazan auf und hierher kehrte er zurück. Er registrierte die Veränderlichkeit im Vergleich mit Vergangenem und Aktuellen, die hochkommenden Erinnerungen und damit verbunden das alte Wohlbefinden in der Herangehensweise von Pedro The Lion. Denn als alleinige Songschreiber und Multiinstrumentalist hatten es diverse Bandmitglieder scheinbar nie leicht, ihren richtigen Platz in der Musik Bazans zu finden. Der 2017 letztendlich startende Prozess zu “Phoenix” erschuf augenscheinlich wieder eine richtige Band. Mit Sean Lang am Schlagzeug, Erik Walters an der Gitarre und Bazan am Bass und Gesang wurde “Phoenix” zusammen geschrieben und aufgenommen.

Die Freude an alte Zeiten anknüpfen zu wollen, überträgt sich auf “Phoenix” sofort. Zwar lullt dich die Vorabsingle “Yellow Bike” etwas lethargisch ein, das nachfolgende “Clean Up” bringt dann aber so viel Pepp und Schwung mit sich, dass du oftmals den nörglerischen und schwermütigen Gesang Bazans äußerst lebendig erlebst. Auch “Powerful Taboo” beschwingt durch eine gewisse Leichtigkeit und eine wohltuende Struktur, mit kleinen Breaks, Dissonanzen und wehmütigen Verspassagen. “Phoenix” ist großartig geworden oder es ist das Gefühl des Vermissens einer Band, die eben 15 Jahre weg war. Ein Gefühl, welches dich überkommt, wenn du wirklich intensiv zuhörst und dir die Zeit nimmst. Molllastige Indiemelodien, die schwer klingen und doch Potential zum Schweben haben. Nicht viele ziehen Positives aus der düsteren Eleganz eines “Circle K”. Ein Musikbesessener Freund sagte mal, dass die ganze Branche rund um den Begriff Independent die Spate der klugen, ausdrucksstarken und empfindsamen Leute war. “Phoenix” bildet da ein modernes Update und besticht durch einen hoffnungsvollen, zeitlosen Charakter. Nicht nur das bereits angesprochen “Circle K”, sondern auch das anschließende “Quietest Friend” hätten in einem beliebigen Jahr der letzten beiden Jahrzehnte veröffentlicht werden können und hätten den gleichen fulminanten Einschlag. Die Wut, die Schnelligkeit und die Kraft in der Phoenix-Hommage “My Phoenix” ist großartig. Und genauso holt dich Pedro The Lion mit den eloquenten Hängepartien “Piano Bench” oder “All Seeing Eye” ab. Bis dich am Ende der Platte das Nevada-Epos “Leaving The Valley” als klassischer Closer nochmals umwirft.

Ein, zwei Songs gefallen mir leider nicht ganz so gut, was den Gesamteindruck eines wundervollen Comebacks aber nicht trübt. “Phoenix” ist ein reifes, zeitloses und sehr starkes Werk geworden. Es vermischt wehmütige Klänge mit positiven Strukturen. Besticht durch ein abwechslungsreiches Songwriting und macht in seiner düsteren Leichtigkeit jeden 00er Indiefan glücklich.

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