Vor 28 Jahren erschien mit “Vs.” Pearl Jams zweites Album. Nach dem Boom um die Anfang der 1990er veröffentlichten Platten “Facelift” und “Dirt” von Alice in Chains, “Ten” (Pearl Jams Debütalbum), “Nevermind” von Nirvana, “Badmotorfinger” von Soundgarden sowie dem Temple Of The Dog Release, befand sich die gesamte Seattle-Szene 1993 nahezu auf dem Höhepunkt ihrer Kommerzialisierung. Um dem Ganzen irgendwie entgegen zu wirken, veröffentlichten Nirvana einen Monat vor “Vs.” ihr absichtlich noisy gehaltenes “In Utero”. Pearl Jam entzogen sich durch die Verweigerung von Musikvideos und großartiger Werbekampagnen fortan dem Mainstreampublikum und letztlich nach Cobains Tod noch weiter bzw. ganz aus der Medienwelt zurück. Auch “Vs.” zeigte sich wütend und roh. Mit “Go”, “Animal”, “Blood” und “Leash” zeigte sich die Band zudem äußerst aggressiv, performte mit “Daughter” und “Elderly Woman Behind The Counter In A Small Town” zauberhafte Mid-Tempo Nummern und holte mit “Dissident” und “Glorified G” WahWah und Southern-Rock raus. Der Stadion-Rock von “Ten” war ab hier schon wieder Geschichte. Pearl Jam waren ‘on fire’, wie die 33 ⅓-Review-Reihe über “Vs.” zielsicher sagt. Der Erfolg des Debütalbums katapultierte die Band zwar in einen Kosmos, den vor allem Eddie Vedder so nicht wollte, verhalf der Band aber auf der anderen Seite zu einem immens großen Spielraum im Schaffen der kommenden Alben und einer Fanbase, auf die der Seattle-Fünfer heute noch zählen kann. Die Zeit rund um den Release von “Vs.” war wegweisend.

“Vs” Vinyl Cover

“Vs.” CD-Cover
Die Band lernte zum Beispiel in dieser Zeit Neil Young kennen, der alle Bandmitglieder im Umgang mit dem erdrückenden Musikgeschäft sicherlich sensibilisierte und Hilfestellung leistete. Mit der Veröffentlichung der Single “Dissident” in einem 4-CD umfassenden Digipack wurde ein erstes Live Konzert der Band offiziell in voller Länge veröffentlicht. Der Kampf gegen den US-Konzertmonopolisten Ticketmaster begann, was unter anderem dazu führte, dass die Band sich auf ihrer 94er Herbsttournee häufig alternative Konzertstätten suchen musste, da Ticketmaster bei vielen Locations einen Riegel für die Band vorschob. So wurde unter anderem das Empire Polo Club Field in Indio, Kalifornien entdeckt, auf dem das heutige Coachella Music & Arts Festival stattfindet. Mich selber macht letztendlich “Vs.” wahrscheinlich noch mehr zu einem Pearl Jam Fan als es davor Ten versuchte. Den Liveauftritt bei den MTV Video Music Awards vom 2.September 1993 (“Animal” und “Rockin’ In The Free World ” zusammen mit Neil Young) überspielte ich von VHS-Kassette auf Tape und massakrierte mehrere Wochen die Rückspultaste meines Walkman. Bis ich dann im Oktober, am Releasetag, im Plattenladen stand und mit dem vom Zeitungen austragen verdienten Geld “Vs.” kaufte. “Vs.” erschien am 19.Oktober 1993 und verkaufte sich in der ersten Woche nahezu eine Millionen Mal und liegt irgendwo zwischen 8 und 8,5 Millionen Verkäufen insgesamt. 6 habe ich davon. Bekloppt. Am 16. April 2016 spielte die Band bei ihrem Livegig in Greenville, South Carolina “Vs.” von vorne bis hinten komplett live durch.