Northern Primitive
More Songs From Saturn West
Self Release (digital)
VÖ: 05.06.2020
Es ereignete sich irgendwann 2012, als ich über die Kanadier Northern Primitive stolperte. Ich schrieb Gitarrist und Sänger Matt Sajn einfach eine E-Mail und versuchte einige Infos über die Band zu bekommen, da mir ihr selbstbetiteltes Debütalbum unglaublich gut gefallen hat. Der raue und emotionale Sound hat mich lang begleitet. Irgendwann verloren wir den Kontakt und ich auch den Bezug zur Musik von Northern Primitive. Die aus dem befreundeten Umfeld der Band jedoch äußerst erfolgreichen The Dirty Nil trugen bei mir zumindest dazu bei, dass ich Northern Primitive nie vergessen habe. Und jetzt veröffentlichte die Band Anfang Juni die EP “More Songs From Saturn West”. Ein altes vertrautes Gefühl ist prompt wieder da. Nichts klingt schöner, als ein rotziger Rock im Emogewand. Wow!
Aus dem damaligen Trio ist ein Quartett geworden. Neben Matt Sajn (voc, g), Billy Topolinsky (d) und Ross Miller (b – unter anderem auch bei The Dirty Nil) wurde die Band um Ian Romano an der Gitarre erweitert. Verglichen mit dem 8, teilweise 9 Jahre altem Material ist viel Power und Geschwindigkeit hinzugekommen. Ein leicht nörgeliger Sound, vor allem wenn man die 2012er EP “Country Homes” betrachtet, ist einem frischen, impulsiven und zielstrebigeren Sound gewichen. Obwohl “Heaven Only Blows” in seiner Grundstruktur von einem äußerst melancholischen Gerüst getragen wird, ist das allemal ‘heller’ als alles andere bisher. Dazu gesellen sich die nach vorne stampfenden und wütend emotionalen Rocker “Left Hook” und “Coastal Woes (For Ivan Boyes)”. Griffig, präsent, authentisch – das packt mich sofort. Etwas überwältigt und gerührt bin ich. Erwischen mich Northern Primitive auch aufgrund unsere damaligen Geschichte mitten im Herz. Gleich nochmal die ersten drei Songs hören.
Song Nummer vier, “Saturn West”, wird mehr von den ‘alten’ Northern Primitive getragen. Kräftige Riffs bilden das immer wiederkehrende Hauptthema und umkreisen den Song förmlich. “Saturn West” wirkt dadurch schwerer, aber nicht minder zugänglicher. Bei dem letzten Kapitel namens “PCP” werden mir rotzige Fetzen eines vergessen Stadionrocks zugeworfen. Posergitarren, 80er Drumläufe – als wenn Bruce Springsteen mit The Dirty Nil gemeinsame Sache macht. Der längste Song der EP hat eine sehr charmant dargestellte Nostalgie.
Was für ein Ausflug nach einem normalen Alltagsdonnerstag. Danke Northern Primitive. Für die Musik und für das wieder Auftauchen. Alle Erlöse der Platte spendet die Band komplett der Black Lives Matter Bewegung in Toronto!