Nirvana
Live At The Paramount (Doppelvinyl)
Geffen Records / Universal
VÖ: 12.04.2019
Am 5. April 2019 jährte sich Kurt Cobains Todestag zum 25. Mal. Ich muss gestehen, ich habe dieses Datum und das kurze aufplöppen der Info auf den verschiedenen social media-Kanälen in diesem Jahr tatsächlich nur kurz zur Kenntnis genommen. Viel zu sehr habe ich mich in den vergangenen Jahrzehnten mit Cobain, seiner Band Nirvana, den verschiedenen Dokumentationen und den vielen geschriebenen Biografien beschäftigt. Dabei ist mir allerdings einzig “Come As You Are: The Story Of Nirvana” von Michael Azerrad wirklich positiv in Erinnerung geblieben und sei dem geneigten Fan sehr ans Herz gelegt. Aber einen neuen Erkenntnisgewinn werde ich bei all den “Jubiläen” wohl nicht mehr erlangen.
Dass Plattenfirmen, ehemalige Weggefährten oder auch zwielichtige Gestalten mit dem Namen Nirvana Geld verdienen wollen ist verständlich, 25 Jahre nach dem Ende der Band aber nicht immer nachvollziehbar. Und so wunderte sich meine Frau gestern nicht ganz zu Unrecht darüber, dass ich mit einer “neuen” Nirvana-Veröffentlichung – einem Live-Album auf Schallplatte – von der Post zurückkam.
Nirvanas legendärer Live-Auftritt Live At The Paramount wird nun nämlich zum ersten Mal auf Vinyl veröffentlicht. Dieses am 31. Oktober 1991 im Paramount Theatre in Seattle aufgenommene (und gefilmte) Konzert zeigt eine Band auf ihrem absoluten Höhepunkt. Fans der Band werden das Konzert sicherlich von der 2011 erschienenen DVD kennen. Und ich meine mich auch erinnern zu können, dass damals Ausschnitte des Konzerts im Musikvideo zur Single “Lithium” (1992) landeten. Aber mal ehrlich, wer schaut sich solch eine DVD mehr als ein, zwei Mal an? Demnach macht es Sinn dieses fantastische Konzert endlich Vinyl zu veröffentlichen, um Fans wie mir neues Futter für den Plattenspieler zu liefern.
“Jesus Doesn´t Want Me For A Sunbeam” als Opener funktioniert super. Mit einer Coverversion zu starten, muss man sich allerdings leisten können. Für Nirvana 1991 natürlich kein Problem. Danach spielen Kurt Cobain, Dave Grohl und Krist Novoselić “Aneurysm” die B-Seite der “Smells Like Teen Spirit” Single, “Drain You” und mit “School” und “Flyod The Barber” zwei “Bleach”-Klassiker. Schon zur DVD-Veröffentlichung fand ich den Einstieg eher schwierig, mag ich das Debüt des Grunge-Trios doch von allen Alben am wenigsten.
Dass Nirvana aber alles richtig machen zeigt der nun folgende Spannungsbogen. Die zweite Seite beginnt nämlich mit “Smells Like Teen Spirit”, dem damaligen Übersong der Band. Danach reihen sich Hit an Hit. “About A Girl” (einziger “Bleach”-Song, den ich mag), “Polly”, “Breed” und das fantastische “Sliver”. Ganz ehrlich, eine Schallplattenseite für die Ewigkeit. Zumal der Sound einfach fett und die Band spielerisch einfach gut drauf war. Gegen Ende spielt die Band noch eine frühe Version von “Rape Me” sowie das unvermeidliche “Endless, Nameless”. Ich bin mental mittlerweile wieder das 16 Jahre alte Scheidungskind, dass im Jugendzimmer das komplette “Nevermind”-Album auf der Gitarre nachspielt und seinen Frust über die Welt herausschreit. Auch wenn ich tatsächlich in meinem Musikzimmer sitze, ein Bier trinke und darüber sinniere, wie Kurt Cobain es eigentlich finden würde, dass mein 2-jähriger Sohn mit einem Nirvana-T-Shirt rumläuft… gekauft bei H&M. Auf jeden Fall werde ich ihm dieses Album morgen früh vorspielen, zumindest das dürfte im Sinne von Nirvana sein.
Vinyl-Info: “Live At The Paramount” erscheint als Doppelalbum. Das 180gramm-Vinyl klingt gut und ist sauber verarbeitet. Das Gatefold sieht schick aus und kommt mit einem Poster, einer Replika des damaligen VIP-Passes sowie einem Download-Code. Alles in allem also eine wirklich lohnenswerte Veröffentlichung.
Nirvana – Breed (Live At The Paramount Theatre 1991)