neànder
Eremit
Through Love Records
VÖ: 09.10.2020
Was für ein Berserker! neànder veröffentlichen anderthalb Jahre nach ihrem selbstbetiteltem Debüt mit “Eremit” nun Album Nummer zwei. In Teilen weg vom flirrenden Post-Rock, hin zu einem unaufhörlich wirbelnden Doom. “Eremit” scheppert mehr – ist von Grund auf wuchtiger. neànder legen eine Schippe mehr Druck und Intensität in ihre neuen Songs. Mit “Aăs” oder “Thũjen” bezirzte man auf dem Debüt noch mehr als all zu deutlich Fans solcher Kombos wie Explosions In The Sky oder This Will Destroy You. Das hört sich auf “Eremit” gefühlt anders an. Riffs und Melodieparts sind in die Länge gezogen, stagnieren in ihrer eigenen Dynamik, um letztendlich immer wieder auszubrechen.
Der trügerische Schein, dass sich bei neànder nicht viel verändert hat, vergeht dir ab Minute 5 im quasi Opener “Purpur”, wenn das Intro namens “Purpur (prelude)” zum eigentlichen Song mal dazugezählt wird. Oftmals sind es vielleicht nur Nuancen an Veränderungen oder Veränderungen, die du beim zweiten Hinhören bemerkst. Diese sind dann jedenfalls überwiegend in der Magengegend zu spüren. So wie die knarzenden Riffs und das starke Schlagzeugspiel im Titeltrack. Eine unüberwindbare Druckwelle an Sounds, die den Song “Eremit” besser beschreiben, als seine penetranten Post-Rock Flächen im Mittelteil. neánder sind auf ihrem zweiten Album besonders stark, wenn es schnell, laut und wuchtig zu geht. Lange vorbereitete Ausbrüche, die facettenreich und vielschichtig klingen. Um das jedoch wahrnehmen zu können, bedarf es schon mal mehrerer Minuten. Minuten, in denen neànder dich auf der einen Seite in Trance versetzen können und mit Breaks und interessanten Kleinigkeiten überraschen. Wie zum Beispiel die im Song “Atlas” plötzlich auftauchende Akustikgitarre. Auf der anderen Seite riskiert die Band aber auch, dass du in monotonen Phasen etwas an Aufmerksamkeit verlierst (“Ora”). Das über elf Minuten lange “Atlas” als Albumcloser ist jedenfalls über allem erhaben. Hier performen neànder ihr Komplettpaket. Ein Endgegner, der trotz seines leicht schnulzigen Abgangs neànders Spektrum von spannend, unkonventionell, melodiös, schnell und brachial perfekt abbildet.
Anders als das Debüt der Berliner Instrumentalband benötigte “Eremit” ein paar Anläufe mehr, was den knapp über 40 minütigen Abriss im Endeffekt aber vielleicht wertvoller macht. “Eremit” entstand mit Hilfe von Christoph Barthelt von Kadavar sowie mit Magnus Lindberg (Cult Of Luna) und Jan Oberg (Earth Ship), die beide auch schon bei neànders Debüt mitgewerkelt haben. Das Vinyl gibt es in drei verschiedenen Farben, wobei die Version in Mint schon ausverkauft ist.