Auf ihrer aktuellen Europa Tour machten die New Yorker Indieheroen Nada Surf letzte Woche Halt in Köln. Allein in der Live Music Hall habe ich Nada Surf mittlerweile jetzt schon zum vierten Mal gesehen. Toppen konnten die Gigs allerdings den Auftritt anno 2005 im Alten Wartesaal bisher nicht. Trotzdem spielten Matthew Caws, Daniel Lorca und Ira Elliot wieder einmal eine sehr schöne Show.
Dabei war ich anfänglich gar nicht so euphorisch. Zu viel Routine spielte sich da bei mir ab. Auch geschuldet an den nicht mehr ganz so mitreißenden letzten Alben der Band. Doch als die Band zum zweiten Song, “Hi-Speed Soul” vom 2002er Album “Let Go”, ansetzte, waren alle Zweifel und mögliche Gefahren eines belanglosen Gigs hinweggespült. So fühlte ich mich ab diesem Zeitpunkt wie in einer Blase gefangen, in der ich Caws und Co. einfach nur in den Arm nehmen mochte. Mit “The Plan” lieferte die Band nur einen Song ihres Debütalbums “High/Low” ab. Die Mischung aus den Alben “Let Go”, “The Weight Is A Gift” (2005) und “Lucky” (2008) bestimmte das Set. Dabei konzentrierten sich Nada Surf überwiegend auf ruhigere Songs und drehten nur gelegentlich die Lautstärke auf, wie bei “Hyperspace”. So fiel man bei “Kilian’s Red”, “Inside Of Love”, “Blonde On Blonde” oder “Paper Boats” leicht in Trance und lauschte dem bezaubernden Indiepop zu. Als Wirkungstreffer entpuppte sich zudem “So Much Love” genauso wie die Livepremiere von “Live Learn & Forget” vom neuen Album “Never Not Together”. Beim letztgenannten Song machte sich dann auch die Präsenz von Keyboarder Loui Lino zum ersten Mal bemerkbar. Der langjährige Freund der Band und Produzent des “Let Go”-Albums gehört seit “Never Not Together” zur Band fest dazu. Lino verkörpert seine ‘neue’ Rolle innerhalb der Band äußerst zurückhaltend und überlässt den drei Hauptprotagonisten vornehmlich die Show.
Nada Surf sind wie immer kontaktfreudig und charmant. Auch weil die Band nach Ende der Show noch am Merch-Stand fleißig Autogramme gab und Sänger und Gitarrist Matthew Caws mit “Zen Brain” und “Happy Kid” zwei weitere Zugaben akustisch nachlieferte. Die klassischen Nada Surf Rausschmeißer “Always Love” und “Blankest Year” im Encore-Part des Hauptauftritts sind fast schon wie üblich zu späte Brustlöser. Denn bei all den schönen Songs und Momenten des Mainsets, hatte man das Gefühl, dass trotzdem ein gewisser Kick fehlte. Vereinzelt, beim erwähnten “Hyperspace” zum Beispiel oder beim neuen Song “Something I Should Do” kamen solche Kicks – aber eben nur kurzweilig. Warum dann nicht mal mit “Always Love” anfangen? Letztendlich sind aber diese kleineren Kritiken als ‘Meckern auf hohem Niveau’ anzusehen. Denn glückselig sind wohl alle an diesem Abend (wieder einmal) nach Hause gegangen. Nada Surf vermitteln auch nach über 25 Jahren Bandgeschichte immer noch sehr viel Herz und Leidenschaft – ohne großes Gepose und Getue. Gekonnt lassen die New Yorker ihre Lieder sprechen, nach wie vor. Always Love.
Setlist:
Looking Through | Hi-Speed Soul | Friend Hospital |The Plan | Killian’s Red | So Much Love | Inside of Love | What Is Your Secret? | Beautiful Beat | Cold to See Clear | Live Learn and Forget | Blonde on Blonde | Hyperspace | Looking for You | Paper Boats | See These Bones | Something I Should Do
encore: Blizzard of ’77 | Always Love | Blankest Year
encore 2 (Akustik Performance, Merch-Stand): Zen Brain | Happy Kid