Mint Mind
Thoughtsicles

Upper Room
VÖ: 10.01.2020

Nachdem Mint Mind mit ihren Songs “Brother, You’re Not My Brother” und dem Titeltrack “Thoughtsicles” bereits auf sich aufmerksam gemacht haben, folgt nun endlich das komplette zweite Album des Hamburger Trios. Und das liefert ein deftiges Brett ab. Ohne künstlich erzeugte Nostalgiesounds und ohne auf irgendeinem Zug aufzuspringen – Tocotronic Gitarrist Rick McPhail und seine Bandkollegen Tim Wenzlick (drums) und Christian Klindworth (guitar) haben mit “Thoughtsicles” eine raue, teilweise angepisste und stets authentische Rockblase gebildet. Darin muss man sich einfach wohl fühlen.

Mint Mind verarbeiten eine Menge Kram, der hier und da jedem schon mal an der Theke in der Stammkneipe passiert ist. Politiktalks, nervige Musikacts, aufdringliche Möchtegernfreunde, Zufallsbekanntschaften sowie dem Suff als Selbstzweck. Mit “Thoughtsicles” stößt sich die Band von all dem ab und verschafft sich Luft. Kacke nur, dass die treffsicheren Stücke einfach unheimlich anziehend sind. Musikalisch passiert das in überwiegenden Teilen mit viel Druck sowie fuzzigen und strikten Riffs. Die Platte besitzt eine unbeschwerte Catchyness, wie ich es nur selten und wenn meist im Independent/Grunge Zeitalter der 90er erlebt habe. Dabei bedienen sich Mint Mind nicht nur an besagter Zeit. Bluesgetränkte Psychnummern wie der Titeltrack oder das zwischen treibenden Noise- und 60s-Rock andichtende “Everyone Is Someone” machen die Platte zudem äußerst abwechslungsreich. Hinzu kommen New Wave/The Cure Mechanismen, wie in “The Hassle From The Man” oder im Bonustrack “Chosen Time”. Da ist so einiges los. Zu Beginn der Platte bekomme ich mit “Alcoholicity” und “I Love A Good Queue” McPhails ganze Angepisstheit zu spüren. Wer regt sich nicht über das nächste Joy Division Shirt oder über unqualifizierte, besoffene Kommentare auf? Alle. Und es macht gehörig viel Spaß Mint Mind bei diesem passenden Soundtrack zuzuhören. “Objects Are Closer Than Appearance” und das in zwei Parts gesplittete “Sleepyhead (Pt. 3 Of The Leisure Trilogy)” unterstreichen gegen Ende der Platte nochmal diese Vielfältigkeit. Stonerrock-Anleihen, 70s Akustikrock und rotziger Grunge. Hier entwickelt sich erstgenannter mit zum Liebling der Platte. Auch wenn die einzelnen Einflüsse und die damit verbundenen unterschiedlichsten Musikepochen zu spüren sind und für viele erstmal weit auseinander liegen, schaffen es Mint Mind diese Blase zusammenzuhalten. Ich muss das alles nochmal richtig laut hören. Raus aus der Platte will ich nämlich noch lange nicht. “Thoughtsicles” ist grundehrlich und anspruchslos. Hier geht es Menschen ohne Profilierungswahn richtig gut.

Der CD und der Digitalversion liegen mit “A New England” und “Chosen Time” noch zwei weitere Songs bei. Das Vinyl ist mit einem Downloadcode ausgestattet ist. “Thoughtsicles” erscheint bei Rick McPhails eigenem Label Upper Room. Zugreifen erwünscht!

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