mewithoutYou
[Untitled]

Big Scary Monsters
VÖ: 05.10.2018

Langsam ansteigend beginnt das neue mewithoutYou Album mit dem Zahlenspiel “9:27am, 7/29” und einer Wand aus sich aufbauenden Post-Rock Gitarren. Das erinnert sofort an Einsteiger wie “Feburary 1878” oder “Torches Together”.  mewithoutYou nutzen ihr Spektrum zwischen Post-Rock-, Hardcore- und Folkanleihen sowie introvertiertem Alternative gleich zu Beginn aus. Zwischen mächtig pompös in gesprochenen bis geschrieenen Versen und Refrains und melancholisch schüchtern dargebotenen Parts gibt es ein Auf und Ab. Auf “[Untitled]” schlagen mewithoutYou Herzen höher. Das Album kombiniert viele Strukturen vergangener Sounds und klingt doch anders. In Teilen waren mewithoutYou immer schon komplex. Auch wenn die vom Folk durchtriebenen Klassiker auf “It’s All Crazy! It’s All False! It’s All A Dream! It’s Alright!” (2009), größere Teile auf “Ten Stories” (2012) und einige Stücke auf “Pale Horses” (2015) weniger durch Komplexität bestechen, als mehr durch eine einzigartige Eingängigkeit. “[Untitled]” ist die logische Entwicklung des Philadelphia Fünfers und wandelt noch tiefer zwischen den Genres.

Das mit großen Melodien bestückte und stolze “Julia (or, ‘Holy to the Lord’ on the Bells of Horses)” und das im Anschluss heftigere “Another Head for Hydra” wirken typisch theatralisch gespielt. So funktionieren auch auf “[Untitled]” Titel und Texte im Einklang zur Musik. Oder wie stellt ihr euch eine mehrköpfige Wasserschlange vor? Passende Bilder geistern durch den Kopf wenn Aaron Weiss von fliehenden Matadoren oder Landschildkröten singt und die Musik mal schnell treibend oder ehrfürchtig und gehemmt durch die Boxen dröhnt. mewithoutYou bewegen sich nach wie vor zwischen mystischen Halluzinationen und metaphorischen Reflexionen des eigenen Lebens. Während Aaron Weiss Texte und Bilder aus seinem privatem Umfeld, der veränderten persönlichen Situation einer wachsenden Familie, und aus den Differenzen und Komplikationen innerhalb der Band erschuf, konzentrierten sich die beiden Gitarristen Mike Weiss und Brandon Beaver auf das Zusammentragen von musikalischen Kompositionen und Ideen. So sind auf der einen Seite durchaus vertraute Sounds wie in “Winter Solstice” entstanden, aber auch zerstückelt bombastische Strukturen wie in “Michael, Row Your Boat Ashore”. Die LP “[Untitled]” ist in der Tat die etwas schwerer und auch härtere Platte im Vergleich zur bereits im August erschienenen EP “[untitled]”. Der Split ist absolut nachvollziehbar und wirkt nichtsdestotrotz zusammengehörig. mewithoutYou erschaffen wieder einmal ein herbstliches Wohlfühlwerk zwischen empathischem Kuschelfolk, mystischer Poesie und deftigen Gitarrensounds.

mewithoutYoumewithoutYou FacebookmewithoutYou Instagram