Mass Gothic
I’ve Tortured You Long Enough

Sub Pop / Cargo Records
VÖ: 31.08.2018

Mit ihrem neuen Werk “I’ve Tortured You Long Enough” veröffentlichen Mass Gothic ein überaus persönliches und autobiographisches Werk. Als Einzelprojekt gestartet ist Mass Gothic mittlerweile ein klassisches Relationship-Konstrukt geworden. Was längst eine Gemeinschaft war, wird nun mit “I’ve Tortured You Long Enough” mehr als gefestigt. Nach dem Aus von Hooray For Earth gründete Noel Heroux sein neues Projekt Mass Gothic. Noch nicht bereit für eine komplett neue Band, veröffentlichte Heroux Anfang 2016 das Mass Gothic Debüt nur mit Hilfe engster Vertrauter. So wie seine Ehefrau Jessica Zambri, mit der er seit 18 Jahren zusammenarbeitet, befreundet und schließlich auch verheiratet ist. Jessica Zambri gehörte mit ihrer Schwester Christi Jo dem Duo Zambri an und veröffentlichte ein halbes Jahr vor dem Mass Gothic Debüt ihren Solorelease mit dem Projekt Solvey. Die Entwicklung nahm ihren Lauf. Aus der gefestigten Zusammenarbeit bei allen Projekte formte die gesunde Beziehung quasi das Duo Mass Gothic von ganz allein. Heroux und Zambri agieren also nun auch offiziell zusammen, schreiben neue Songs, gemeinsame Songs. “I’ve Tortured You Long Enough” ist dabei der abwechselnd vorgetragene und verzerrte Liebesbeweis der beiden zueinander und die Hingabe zu verquerten und disharmonischen Sounds, zu Soundexperimenten und eingängigen, melodiösen Schnulzen.

Eingerahmt von den Tracks “Dark Window” und “Big Window” durchlebt der Hörer die Unsicherheit und die Hilferufe (“Call Me”) des Paares, bis hin zum Eingeständnis (“How I Love You”) und zum Wendepunkt (“I’ve Tortured You Long Enough”), zu neuen Arbeiten (“New Work”) und zu einer Art Befreiung, welche eben durch “Big Window” heraus geschrien wird. Dabei sind die einzelnen Songs anfänglich längst nicht so zugänglich wie bei Mass Gothics Debütalbum. Wer jedoch die Arbeiten von Heroux und Zambri kennt, weiß, dass dies eine gewisse Entwicklung im Hören benötigt. Erst später erkennst du im hektischen “Call Me”, die gefühlvolle Melodieführung und akzeptierst die harten Cuts. Soundtüfteleien sowie der Hang zur Disharmonie waren immer schon ein Steckenpferd im Hause Heroux/Zambri. Die Kombination aus Verzerrungen, abstrakten Strukturen und eingängigen Synthieelementen wird auch hier exzessiv ausgenutzt. “J.Z.O.K.” belegt das sehr gut und wirkt irgendwann nach dem 10.Durchlauf wie ein 80er Popmonstrum aus Hecks Hitparade. Ebenso wie das fabelhafte “Keep On Dying”. Sollten Jessica Zambris Projekte (Zambri und Solvey) bekannt sein, erkennst du durchaus den Einfluss und die führende Hand von Herouxs Ehefrau. Auch “How I Love You” besitzt dieses Gefühl.

Obwohl nur aus einer Textzeile bestehend ist der Titeltrack “I’ve Tortured You Long Enough” Knack- und Wendepunkt. Die Sounds werden zwar nur in Teilen heller, jedoch beflügelt eine andere Art von Dynamik die folgenden Tracks “New Work” und “The Goad”. Winzig sind die Unterschiede, doch alleine durch die Titel “Neue Arbeit” und “Der Ansporn” sind die verwurschtelten Songs positiv behaftet. Dabei lässt “The Goad” kurzzeitig befürchten komplett einzubrechen und in der Dunkelheit zu zerfallen. Letztendlich öffnet “Big Window” aber selbiges und bereitet erste Zukunftvisionen und Sounds für Mass Gothic vor. Ein grelles und farbenfrohes Licht am Ende des Tunnels.

Leider wurden die für September geplanten Konzerte in Berlin und Hamburg auf 2019 verschoben (noch ohne genauen Termin). Wir hoffen jedoch weiter, dass Mass Gothic bald ihre Musik auch bei uns live darbieten werden. In den USA spielte man im Vorprogramm von Modest Mouse, tourte mit Kyle Craft, spielte beim SXSW oder dem jüngst erst stattgefundenen Sub Pop 30 Fest.

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