Nachdem ich zugegebener Maßen auch nicht an das Wunder von der Anfield Road glaubte, machte ich mich also in aller Seelenruhe am gestrigen Abend auf in den Sonic Ballroom. Grund für die strapaziöse 1km-Reise: das brachiale Math-Rock Phänomen Lysistrata. Das französische Trio aus Saintes in der Region Poitou-Charentes schickte sich an, den Lärm erprobten alten Punkschuppen in Köln-Ehrenfeld auseinander zu nehmen.
Ganz schön viele Vorschusslorbeeren ernteten die noch jungen Théo Guéneau (g/voc), Max Roy (b/voc), Ben Amos Cooper (d/voc) bereits. Ihr letztjähriges Album “The Thread” schlug ein, wie eine Bombe. Dazu machte es schnell die Runde, das Lysistrata eine unglaublich rasante, laute, wuchtige und gute Liveband sind. So füllte sich der Sonic Ballroom immerhin zu guten dreiviertel. Und die Band lieferte ab. Im Publikum genoss anscheinend jeder das Ganze mehr für sich, als ebenfalls alles rauszulassen. Fachkundig, aber vom jeglichen Bewegungsdrang befreit. Nun ja, ich war auch nicht viel besser. Das, was Lysistrata aber auf die kleine Punkbühne brachten, hätte woanders die Leute vielleicht zum Ausrasten gebracht. Mindestens zum Pogo, Stagediven und Corwdsurfen. Während ihr populärster Hit “Asylum” im Set fehlte, wurde unglaublich daran gearbeitet, Songs wie “Sugar & Anxiety” oder “Answer Machine” perfekt und mit ernergiegeladener Liveshow darzubieten.
Max Roys Bass zerfetzte deine Magengegend, Coopers Batterie, wie das Schlagzeug so schön im französischen heißt, wurde auch als eine solche voll und ganz ausgenutzt. Beim abschließenden “The Boy Who Stood Above The Earth” übergab Guéneau seine Gitarre dem Publikum, um die endlos wirkende Verzerrerschleife weiter zu befüttern, während der seit Mitte des Sets mit freiem Oberkörper befindliche Sänger und Gitarrist sich auf dem Boden wälzte und ins Mikrofon schrie. Zwei neue Songs wurden mit ins Set eingebaut, welche die Qualität des Math-Rock Trios nur bestätigte. Immer dann wenn man im Rhythmus mit der Band einherging, brach diese aus allen Strukturen und verwurschtelte gekonnt den Rock zu einem schier wuchtigen instrumentalen Math-Chaos. Dass dann auf den Punkt alles zusammenbrach und wieder startete, machte unheimlichen Bock. In Zügen mixte ich mir Lysistrata als einen Mix der frühen Biffy Clyro, At The Drive-In und The Fall Of Troy zusammen. Starke Band, starker Auftritt.
Alle Fotos: Instagram _uhrensohn
On Tour:
- 07.06. Hannover, LUX
- 08.06. Beverungen, Orange Blossom Special Festival (ausverkauft)
- 11.06. Mainz, Schön schön
- 13.06. Karlsruhe, KOHI
- 16.06. Aachen, Kimiko Festival