Niebülldrama
Ludger
VÖ: 04.01.2017
Anette Records
Niebülldrama ist der Drittling der Berliner Punkkombo Ludger. Unprätentioses und abgefucktes Gedudel über 14 Lieder in 20 Minuten. Mitunter für Nicht-Punker leicht nervige, quietschboys-mäßige Vocals. Ludger sind jedoch nicht da um hier eine Schmonzette oder eben Drama abzuliefern. Wütend und beschimpfend geht es auf Niebülldrama drunter und drüber. Hass auf alles und jeden. Und gibt es dann mal einen schönen Tag zwischendurch, werden die armen Entlein angepfiffen. Quak quak quak! Aufstand im kleinen Örtchen Niebüll (nordfriesisch gesprochen Naibel), eine Gemeinde in Schleswig-Holstein, nahe der dänischen Grenze. Ob es um das beschauliche Städtchen im Norden auf den satten 20 Minuten voller wortgewandter Punkrocksongs geht? Es scheint so. Idylle pur und eine rassige Vier-Mann-Kombo, die auf ihren Mopeds durch den Ort rast und aufmüpfig ihren Protest vom Kirchplatz brüllt. Patina Aus Hass als Videoauskopplung und 1>5 schimpfen sich großartig gegen den alltäglichen Wohnzimmer- und Stammtischtrott, sozusagen bisherige Highlights – musikalisch wie inhaltlich. Ein Brechreiz, Heulsusenbad, Sommerferien In Der DDR lassen schon vom Titel her annehmen, in welche Richtung der Hörer gelenkt wird. Ludgers Art von deutschem, quer- und stromaufwärts-gesteuertem Krach bleibt zeitlos in meinen Ohren. Inhaltlich werden keine neuen Protest- und Wutslogans skandiert, jedoch bedingt unsere aktuelle gesellschaftliche und politische Lage die Notwendigkeit solch geschürter, kraftvoller Wortergüsse.
Ludger gründeten sich 2010 und veröffentlichten mit Auf Eis ihr Debüt auf Kassette. Es folgte ein Jahr später ihr Album Monsignore Krusenotto, welches auf einer 7inch zu ergattern war. Fieber oder Italien waren erste Berührungspunkte. Nun brauchte es etwas mehr als 5 Jahre, um einen temperamentvollen Nachfolger auf uns loszulassen. Die Gründe dafür sind sicherlich privater Natur. Aber auch der Aspekt dass Ludger mit Jörg Fuchs (Peters.), Rasmus Engler (Herrenmagazin), Kevin Hamann (Clickclickdecker) und Sergej Halosin (Juri Gagarin) aus Vollblutkünstlern und -musikern besteht, lässt Hindernisse im Raum-Zeitkontinuum vermuten.
Immer ist halt irgendwas! Jetzt ist erstmal Punkrockdrama. Je suis Ludger.