Zwei Tage ausnüchtern müssten reichen. Man, war das ein Abend. Bestes Wetter und Feiertagsstimmung im Düsseldorfer Zakk. Anlass: Love A, Support D.F.T. Während die einen grade auf Platz 36 der deutschen Albumcharts eingestiegen sind, haben die anderen mit dem Erfolg längst abgeschlossen. Ha, Pustekuchen! Gegründet 1994 und seit 2013 wieder stärker aktiv und mit neuer Besetzung, greifen D.F.T. nochmal an. Und das schickte sich im Zakk schon mal nicht schlecht. Die Befürchtung aufgrund der doch weitestgehenden Unbekanntheit des Düsseldorf/Kölner Vierers hier in einer leeren Halle zu spielen, bewies sich als falsch. Da hatten es dann doch einige mitbekommen, dass Lasse Paulus, seines Zeichens Kumpel, Anwalt und Schreng Schreng & La La Partner von Love A Sänger Jörkk Mechenbier auch noch eine eigene Band hat. Mit Paulus an der Gitarre stehen mit Kilian Bungert (voc, Karlsson), Thorben Tietze (b, Ultrafair/Cünstler) und Oliver Züll (d) weitere Freunde und Weggefährten von Love A als Support auf der Bühne. Von großer Nervosität war nichts zu spüren. Treten D.F.T. doch sonst eher in kleineren Kneipen und Locations auf. Der gekonnt rockige Mix aus klassischem Alternative mit Punk-, Post- und Hardcore-Elementen wurde vom interessierten Publikum sehr herzlich und für die Band wohltuend aufgenommen. Sänger Kilian nutzte die ganze Fläche der Bühne aus – sprang, pogte und brachte seine Lyrics mit viel Inbrunst ins Mikrophon. Gitarist Lasse verlor beim zweiten Track direkt sein Cap und wurde von der eigenen Leidenschaft in gnadenlose Rockerposen geworfen. Während die Becken und TomToms von Olliver ordentlich Haue bekamen, war Bassist Tietze der magische Ruhepol in der Band. Dies kam ihm besonders in den ruhigeren Momenten, wie bei Charity Is A Selfish Endeavor zu Gute. Leicht introvertiert, verträumt und mit gefühlvollen Basslines. Das schwappte dann im Nu aber auch wieder um, wenn der Verzerrer angeschmissen wurde und wie es zum Beispiel in Born And Raised dann richtig laut wurde. Jungs, es gibt wahrlich schlechtere Auftritte. Die große Bühne stand euch sehr gut.
Mit ihrem aktuellen Album Nichts Is Neu setzen Love A ihrem eigenen Standard nochmal den Stempel auf. Die Aufmerksamkeit auf das urspünglicherweise aus Trier stammenden Quartett wird immer größer. Der Erfolg bestätigt. Der indie- und waveartige Poppunk von Jörkk Mechenbier (voc), Stefan Weyer (g), Dominik Mercier (b) und Karl Brausch (d) trifft tanzwütige Protestpunker mitten ins Herz. Intelligente und anstoßenden Lyrics, politische und gesellschaftskritische Statements untermalen neben all dem Spaß auch den Ernst und das Engagement der Band. Kontaktfreudig wie eh und je, mischt sich die Band vor dem Gig mit unters Volk. Sitzt im Outdoor-Bereich des Zakks, steht an der Theke oder am Merch und schaut sich ebenfalls wie viele andere D.F.T. an. Auf der Bühne selbst wird schnell eine unheimlich positive Energie frei. Rampensau und Magnet Mechenbier spielt schon fast in üblicher Weise mit Melodie und Publikum und ist demzufolge nach Song Nummer 3 komplett durchgeschwitzt. Das Zakk war nicht ganz ausverkauft, jedoch wurde der Gig nach Ankündigung schnell hochverlegt in die große Halle des Clubs in Düsseldorf Flingern. Zakk ist die Abkürzung für Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation – das ließen sich Love A nicht zweimal mitteilen und erfüllten die Vorgabe a la bonheur. Das ging schon unter die Haut, wenn die ganze Halle Trümmer mitschreit oder zu 100.000 Stühle Leer fast den Gesang Mechenbiers durchs Mitsingen übertönt. Neuere Tracks wie Weder Noch, Kanten oder Nachbarn II sind einfach im Sound schon den Tracks der Vorgängeralben angepasst, so dass es in allem sehr rund und stimmig wirkt. Highlight war sicherlich das eingeschobene Pascow Cover Too Doof Too Fuck sowie der Closer des Mainsets Brennt Alles Nieder, bei dem das Publikum sich selbst einen Gänsehautmoment bescherte. Die Band kam zur Zugabe nochmal raus, während das Publikum immer noch “Brenn alles nieder, fickt das System” durchs Zakk sang. Die im Zugabenteil abgelieferten Songs Valentinstag und Windmühlen sind im Love A Kosmos und auch im deutschen Punkrockzirkus ja fast schon Evergreens. Dementsprechend wurde gefeiert. Die Feierei hielt dann auch noch eine ganze Weile an, bis letztendlich um 4:30 Uhr der Schlüssel in die heimische Wohnungstür passte. Vorher bekam wohl jeder nochmal ein bisschen Mechenbiers’schen Schweiß ab. Schon während des Konzertes wurde das ein oder andere Mal die Krawatte entwässert. Es wurde viel gedrückt (also körperlich) und viel angestoßen (hauptsächlich mit Bier). Love A vermittelten stets eine gewisse Nähe, Freundlichkeit und Liebe zu ihren Fans und Freunden. Gegenüber all dem, was sie tun. Respekt und ganz viel Herz.
Alle Fotos: Simon Baranowski