Life In Vacuum
Lost
Born Losers Records
VÖ: 14.04.2023
Mit “Lost” veröffentlicht das kanadische Trio Life In Vacuum ein unfassbar gutes und fesselndes Album. Die aus der Ukraine nach Kanada bereits im Jahr 2004 eingewanderten Brüder Ross (d) und Sasha Chornyy (g, voc) sowie Bassist Geoff Albrecht vermischen mit unheimlich viel Dynamik anziehende Indiemelodien mit wuchtigem Noise und Post-Punk. Dabei wirkt der Noise zwar aggressiv, überzieht aber zu keiner Zeit. Die fast schon verträumten melodischen Parts sind zum greifen nah und können gar nicht anders, als dich in den Bann ziehen. Mich haut das total um. Es genügten zwei Songs und ich erlag der Band vollends. Der Opener und gleichzeitige Titeltrack “Lost” treibt unaufhaltsam, wird laut und lauter ohne dabei seinen Sinn für Melodie zu verlieren und die zuletzt veröffentlichte Videosingle “Moving On” kann auch als Radiohit durchgehen und erklingt in meinen Ohren als nahezu perfekter Song. Was für eine Anziehungskraft! Album gekauft.
Ich mach mir nichts vor – Life In Vacuum kann auch ganz schnell wieder aus meinem Blickfeld verschwinden. Momentan aber denke ich, dass diese Band noch lange in meinem Kosmos existieren wird. Bis dato war mir das Trio aus Toronto völlig unbekannt. Mit “5” (2014) und “All You Can Quit” (2018) wurden bereits zwei Alben veröffentlicht. Einflüsse von At The Drive-In, Sparta oder METZ sind unverkennbar. Dazu gesellen sich mit ihrem neuen Album auch Töne die Post-Punk Phasen der 80er, Grunge der 90er und einen Indiesound der 00er-Jahre abbilden. Annähernd auf den Punkt also, welche Musik mein Leben bis heute bestimmt hat.
Die treibenden Drums des Openers kehren immer wieder zurück. Ebenso wie die wuchtigen Noiseparts oder die unter die Haut gehenden Tonfolgen. Das Album bleibt konsequent abwechslungsreich. Ob eine METZ-Hommage wie “Try Again” oder ein rhythmisch völlig neuer Trip wie “The Office” oder “Commuter”. Sasha Chornyys Gesang ist mal lethargisch und genervt, dann wieder introvertiert und dann wieder aggressiv – ohne jedoch zu irgendeinem Zeitpunkt nervtötend zu sein. Mit dem ebenfalls als Video veröffentlichtem “Breathing In” folgt ein nächster Krachersong. Nach dem chaotischen “Corrida” erklingt Track Nummer 9, “Duct Tape”, wie ein verkannter Held des Albums und lässt mein Staunen weiter zu. Von vorne, nochmal, lauter.