Leto
Wider

Rookie Records
VÖ: 09.10.2020

Endlich gibt es wieder Punkmusik. Endlich gibt es “Wider”. Leto dichten das leicht klaffende Loch deutscher Punkmusik aus den letzten Monaten gekonnt mit ihrem zweiten Album ab. Dabei verlässt sich der Hamburg-Vierer auf viel Altbewährtes und bleibt dennoch erfrischend.

Mit ihren von Punk, Indie, Post-Hardcore und Emo geprägten Sound platzieren sich Leto gekonnt irgendwo zwischen Love A und Captain Planet. Die einen werden sagen, oh je, nicht noch so eine Band, die anderen freuen sich ein Loch in den Bauch. Auf ihrem Debütwerk “Vor Die Hunde” klopften Jannes (voc, g), Paul (voc, b), Phill (g) und Pascal (d) 2018 zaghaft ans Himmelreich der hiesigen Punkszene an. Mit “Wider” holt sich die Band nun ihren All Areas-Pass ab. Äußerst kompakt und griffig klingen die 10 Songs. Auch wenn grob überflogen “Wider” kein neues Wunderheilmittel ist, sprüht das Album jedoch vor Energie, Ehrlichkeit und Leidenschaft. Und laut aufgedreht macht das ganze einfach Bock. Mit ihrer Vorabsingle “Rotenburg” tat ich mich noch etwas schwer – musikalisch wollte der Song nicht so ganz zünden. Was vermutlich an einer hörbaren Adam Angst-Attitüde liegt. Aber so empfindet vielleicht auch nur mein Ohr und nicht euers. Songs wie “Schatten”, “Kammerflimmern” oder “Katzenwäsche” sind aber gelungene Hits. Besonders mag ich die Stellen in denen Jannes und Paul ihren Hang zum Post-Hardcore rausschreien und neben den von Phill angeschlagenen, catchigen Indiemelodien auch mal ausbrechen. Das beim Track “Kammerflimmern” der befreundete Jörkk Mechenbier (Love A, Schreng Schreng & La La, Trixsi) mitsingt und den Song auch mitgeschrieben hat, beflügelt natürlich die Nörgler, die eh eine zu starke Love A-Affinität in vielen Leto Songs erkennen. Mit dem Feature des guten Freundes, der, so Gott es leider wollte, nun mal auch in einigen anderen Bands Punk macht, haben Leto aber nichts falsch gemacht, sondern sich eben nur die Dienste eines guten Freundes gesichert. Das das natürlich einen kleinen Schub und etwas mehr Aufmerksamkeit mit sich zieht, dürfte jedem klar sein. Ich nehme es mit Kusshand auf. Der Rest des Albums beweist aber nicht nur einmal, dass es auch ohne den Esel geht, wie ihn mein Quotenschreiber hier bei I CAN GUARANTEE und Schreng Schreng & La La Mitglied Lasse Paulus immer wieder nennt. “Klaue” bietet einen super Einstieg, “Schatten” sollte meiner Meinung nach eine nächste Single werden, “Treibsand” hat nach zwei, drei, vier Durchgängen in der Tat was Post-Schönes und Treibendes und “Auen Und Orchideen” hat etwas von der Auferstehung der Band Adolar. Einzig muss ich mich hin und wieder an Pauls Stimme gewöhnen – aber das wird.

Produziert wurde “Wider” im Übrigen von Findus und Trixsi Gitarrist Kristian Kühl, der mit seinen Referenzen wie Leoniden, Ilgen Nur, Captain Planet, Schrottgrenze oder OK Kid reichlich Erfahrungen mitgebracht und unterbringen konnte. Denn “Wider” klingt trotz reichlich Energie sehr ausgeglichen und dynamisch angenehm. Eben genau so, wie eine Weiterentwicklung und eine Steigerung auf dem zweiten Album klingen sollte. “Wider” macht wieder Bock auf deutschen Punk. Danke Leto für das Befüllen mit Musik.

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