Auf ihrer ersten Headliner Tour machte Laura Carbone mit ihrer Liveband am vergangenen Freitag Halt in Köln. Ursprünglich sollte die Show im alten Jazzclub Subway stattfinden. Einen Tag vorher wurde die Show aber dann ins etwas kleinere Stereo Wonderland verlegt. Das hatte zur Folge, dass es etwas kuscheliger wurde. Nach einigen Kurzentschlossenen an der Abendkasse ist der Gig letztlich ausverkauft. Bereits anderthalb Wochen vorher konnte ich Laura und Band zum Tourstart in Düsseldorf sehen. Schließlich präsentierte I CAN GUARANTEE zusammen mit den lieben Kollegen von Byte FM, Post-Punk.com und Sounds & Books die Tour und da wollte ich so oft es geht Präsenz zeigen. Es war mir aber mehr eine Herzensangelegenheit, als eine Pflichterfüllung.

Als Support für die zweiwöchige Tour durch Deutschland und Österreich begleitet die seit sechs Monaten in Berlin lebende Südafrikanerin Lucy Kruger Laura Carbone und Band. Kruger, normaler Weise mit ihrer Band The Lost Boys unterwegs, performte Solo, nur mit Akustikgitarre und einigen dezenten Soundeffekten begleitet. Keine leichte Aufgabe, wenn man weiß wie noisig der Hauptact werden kann. Doch Kruger hat scheinbar alles unter Kontrolle. Eine imposante Ausstrahlung, durchdringende Blicke und eine gelebte Mimik. In Düsseldorf hatte ich noch meine Zweifel, wie ich den düsteren und melancholischen Singer-/Songwriter Stil einordnen sollte. In Köln, näher am Geschehen positioniert, packen mich die Songs tatsächlich. Auch wenn die Intensität und die Ruhe nicht immer einfach zu verdauen sind. Das Publikum hört andächtig den schmerzerfüllten und mystischen Songs über Selbstreflexion und Liebeskummer zu.

Laura Carbone eröffnet ihr Set mit dem Titeltrack ihres 2018 erschienenden zweiten Longplayers “Empty Sea”. Obwohl die Bühne des Stereo Wonderlands viel zu klein für Band und Musik ist, arrangieren sich die Künstler mit der Situation. Nicht nur der Platzmangel, auch die bei einigen Songs zu erwartende Lautstärke und das Feedback der Gitarren und Amps müssen Laura Carbone, Mark Lewis an der Gitarre, Brødie White am Bass und Jeff Collier am Schlagzeug in den Griff bekommen. “Who’s Gonna Save You” funktioniert dahingehend schon mal sehr gut und gibt der Band auf engstem Raum die gewünschte Sicherheit. Das im Anschluss folgende “Swans” vom Debütalbum “Sirens” (2015) löst die Anspannung dann komplett. Der Rotwein und das später ausgeschenkte Kölsch geben den Rest. Kräftig präsentieren sich die stark noisig veranlagten Tracks “Old Leaves Shiver” und “Crisis”. Es erfreut mich immer, wenn man den Songcharakter live nochmal eine Spur anheben kann; wenn du eine gewisse Livepower in Herz und Magengegend fühlst. Carbone und Band setzen das ideal um. Der grungige Noiseeffekt den Mark Lewis mit seiner Gitarre durch den Äther schickt, ist faszinierend. Auch wenn er dabei immer leicht introvertiert wirkt. Mit “Lullaby” und dem erhabenen “Tangerine Tree” geht es im Set aber auch mal sanfter zu. Die Mischung passt. Schon eh ist die Musik der Laura Carbone sehr vielschichtig. Zwar immer leicht düster und melancholisch, musikalisch aber gespickt mit Blues, Grunge, Noise, Shoegaze und Singer-/Songwriter Passagen.

“Silky Road” und “Heavy Heavy” schleichen sich noch vom Debütalbum mit ins Set. Ansonsten wird Carbones “Empty Sea”-Album komplett gespielt. Highlight gegen Ende ist sicherlich das mächtige “Cellophane Skin”, bei dem auch das Publikum, was bis dahin als eher zurückhaltend einzustufen ist, etwas mehr ab. Ich glaube, hätte man sich mehr bewegt, wären die in der vorderen Reihe stehenden Zuschauer in die Mikrophonständer gefallen. Letztendlich sprach die Musik für sich.

Eine schöne Überraschung gibt es im Zugabenteil mit der dezent vorgetragenen Coverversion des Neil Young Klassikers “Harvest Moon”. Generell einer meiner Neil Young Lieblingssongs. Lucy Kruger unterstützt Carbone und Band, was die gelungene Performance hauptsächlich ausmacht. Im Wechselgesang, mit gefühlvoll angeschlagener Akustikgitarre und Besen am Schlagzeug – Gänsehaut. Der Song “Nightride” bildet den Schlusspunkt. Ein als Closer gemachte Song mit virtuos schrammelnden Gitarren und einer für den langsamen Fade-Out Vorgang gemachten Instrumentalisierung. So endet der Abend. Die Show war durch das kleine Stereo Wonderland nicht immer einfach, jedoch stets intensiv. Im Kölner Set fehlte das Laura Carbone Duett mit den Pains Of Being Pure At Heart, “The Flowers Beneath Your Feet”. Jedenfalls besitze ich nur die Erinnerung aus Düsseldorf, das Basser Brødie White den Gesangspart von TPOBPAH-Sänger Kip Berman übernahm. Aber auch so gehe ich erfüllt und zufrieden nach Hause, oder besser leicht torkelnd. Danke Laura.

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