Laura Carbone
Empty Sea
Duchess Box Records
VÖ: 01.06.2018
Einen ganz schönen Brocken liefert da Laura Carbone ab. Empty Sea heißt der zweite Longplayer der mittlerweile in Berlin ansässigen Mannheimerin. Mit neun Songs kommt Empty Sea eher im klassischen Albumformat der 80er daher. Carbone verzichtet auf Masse und liefert mit ihrer Auswahl an Songs auf den Punkt gekonnt ab. Dabei besticht vor allem der Facettenreichtum auf Empty Sea. Von einer leicht lockeren Indiepophymne bis zum Vergraben in eine düstere Singer-/Songwriter Welt zwischen Nick Cave, PJ Harvey und Mark Lanegan. Dazwischen verzerrter und Blues angehauchter Rock a la The Breeders oder Melissa Auf Der Maur. Die ganze Dynamik und Wucht läuft dir eiskalt den Rücken runter und findet in seinen teils lieblichen kleinen Popmelodien immer wieder den Weg mitten ins Herz. Besonders wenn Carbone mit lassziver Stimme Verzweiflung und Hoffnung gleichzeitig zum Ausdruck bringen kann. Nach jedem Durchlauf gibt es weitere Raffinessen und Sequenzen neu zu entdecken.
Mit dem Opener Grace und der vor kurzem dritten veröffentlichten Single Tangerine Tree wandelt Laura Carbone eher noch in unbeschwerliche Fußstapfen wie sie einst Maria Taylor oder ihre Band Azure Ray hinterlassen haben. Tangerine Tree ist dabei einer jener Songs, in die man sich einfach nur verlieben kann. Ein ganz und gar großartiger Popsong, der an Leichtigkeit und Anmut momentan nicht zu toppen ist. Im Gegenteil dazu stehen Tracks wie The Empty Sea, mit bittersüßem Orgelgerüst und verzweifelter Melodieführung, oder das klagende Who’s Gonna Save You. Der verzerrte und mit gazig-garagigen Rock durchtriebene Sound Carbones kommt in den Tracks Cellophane Skin oder Old Leaves Shiver zum tragen. Im abschließenden Albumtrack Lullaby, gleichzeitig erste Videoauskopplung aus Empty Sea, verzaubert Laura Carbone in den letzten Minuten mit einem im Ohr bleibenden Alternative-Country Sound, den ich spontan mit Tarantino/Rodriguez Filmen in Verbindung bringe, was mir gleichzeitig den Anstoß gibt Empty Sea wieder von vorne abspielen zu wollen. Diesen Streifen geb ich mir nochmal.
Live tourte Laura Carbone mit The Jesus And Mary Chain, INVSN und The Pains Of Being Pure At Heart. Zuletzt spielte Carbone auf dem von uns präsentierten und geliebten Orange Blossom Special Festival. Empty Sea, geschrieben in Los Angeles, wurde in den RAMA-Studios in Mannheim von Christian Bethge aufgenommen. Empty Sea, dessen Titel sich auf das Gebrüder Grimm Märchen “Die Wahre Braut” bezieht, ist kein einfaches Werk. Jedoch ist der Lohn und der Gehalt nach Erreichen der Songs immens. Trotz düsterer Grundstimmung, war die Dunkelheit selten so hell.