Mit dem Zug nach Köln, Freunde treffen, Falafel essen und dann ein Kioskbier. Vor einigen Jahren war das ein ganz normaler Vorgang, heute ist es etwas Besonderes. Denn für meine Bezugsgruppe und mich ist es das erste richtige Konzert seit Beginn der Pandemie. Ich wollte mir für diesen Anlass etwas kleines und charmantes aussuchen, um mich selbst nicht zu überfordern. Da kam das Konzert der schwedischen Indie-Rock-Band Last Days Of April in den Hängenden Gärten zu Ehrenfeld gerade recht.
In den Hängenden Gärten angekommen bin ich erst einmal überrascht, wie klein die Location eigentlich ist. Mit meinen 1,92 Metern stehe ich deshalb gefühlt die ganze Zeit jemandem vor der Nase, was mir gerade bei intimen Konzerten immer etwas unangenehm ist. Last Days Of April-Sänger Karl Larsson steht gemeinsam mit zwei weiteren Musikern auf der kleinen Bühne und kündigt ein Set mit alten und neuen Songs an. Dass er am Ende zwar Songs aus den mittlerweile auch schon mehr als 10 Jahre alten Alben “79” und “Gooney” spielt, aber nichts von der großartigen “Rainmaker” (1998) und – wenn ich mich recht erinnere – mit “Aspirin & Alcohol” lediglich einen Song vom Meisterwerk “Angel Youth”, ist tatsächlich ein bisschen Schade.
Aber egal. Es beginnt mit “Angel Youth”, dem Opener vom wirklich tollen Album “Ascend To The Stars” (2002), der ja nun wirklich auch als alter Song durchgeht. Die folgenden 75 Minuten zeigen aber, wie gut das aktuelle Album “Even The Good Days Are Bad” (Tapete Records, 2021) in der Live-Version ist. “Run Run Run” ist ein Hit, in “Turbulence” kommt der Bass ganz wunderbar zur Geltung und auch “Alone” macht richtig viel Spaß. Es ist das vierte Konzert der Tour und man merkt dem Trio auf der Bühne an, dass noch nicht alles sitzt. Irgendwie ist es trotzdem grundsympatisch, wie die Band auf der Bühne agiert. Gegen Ende spielt die Band eine wundervolle Version von “Lost & Found” und das tolle “Where We Belong”. Ich fühle mich mittlerweile gut mit der Situation auf einem Konzert zu sein, auch wenn die Enge ungewohnt und etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Ich liebe die Band, auch wenn ich mir die Setlist natürlich ein wenig anders gewünscht habe. Aber ich verstehe auch nach der Pandemie-Pause immer noch nicht, wie man an der Theke sitzend unbedingt gegen den Lärm des Konzerts anquatschen muss. Geht doch einfach raus, woanders hin oder zeigt bis zum Ende des Konzerts ein bisschen Respekt. Dem Publikum, aber vor allem auch der Band gegenüber. Übrigens: In einer gerechten Welt würde diese Band nicht vor lediglich 35 Zuschauern spielen. Mir tut es im Herzen ein bisschen weh, wenn ich das kleine treue Trüppchen vor der Bühne sehe. Das hingegen hat Lust auf mehr und bekommt zwei weitere Songs zum Abschluss. Last Days Of April haben in den vergangenen 25 Jahren so viele Hits geschrieben, dass die anschließende Diskussion am Merch-Stand, welches Album denn ein guter Einstieg in die Discografie ist, zu keinem richtigen Ergebnis führt. Nun ja, man sollte halt einfach alle kaufen.
On Tour:
- 21.04.2022 Neunkirchen – Stummsche Reithalle
- 22.04.2022 Bielefeld – Falkendom
- 23.04.2022 Magdeburg – Moritzhof