Es ist Dienstagabend und Köln erfährt einen plötzlichen, wenn auch nicht ganz unerwarteten Wintereinbruch mit Schnee und Kälte und nassen Füßen und eisigen Fingern und dem ganzen dazugehörigen Programm. Die Richard-Wagner-Straße ist bereits weiß gepudert und von Innen, gemütlich an den großen Fenstern der Wohngemeinschaft sitzend, schaut man sich das seltene Schneetreiben sehr gerne an. Der Barbereich der Wohngemeinschaft füllt sich gemächlich und gegen 20:30 Uhr wird der Teil der Gäste, der für Kevin Devine durch den Schnee gestampft ist, in den Nachbarraum gebeten. Es geht los.

Bereits den zweiten Tag in Folge bespielt der New Yorker Singer-Songwriter die Wohngemeinschaft. Beide Konzerte waren zeitnah ausverkauft, was durchaus für die Qualitäten des Amerikaners spricht. Kevin Devine, längst kein Geheimtipp mehr, tourt bereits seit fast 16 Jahren nahezu unermüdlich immer wieder durch die Welt und hat Köln (mit Sicherheit auch Dank Defiance Records/dem Underdog Recordstore) längst eine besondere Bedeutung zugesprochen.

Aber nun zum Konzert: Eine Gitarre, eine unverkennbare, zerbrechliche Stimme, ein Mikrofon und das Wissen, den Raum auf der Bühne auch fernab des Mikrofons akustisch voll auszunutzen, machen den Auftritt zu einem perfekten, verträumten Tagesabschluss. Kevin Devine spielt was man hören will, nahezu aus jedem Album etwas, mit “Every Famous Last Word” auch einen seiner alten Miracle of ’86 Songs und covert zudem Elliott Smith. Zwischendrin kommen dann noch ein paar Wünsche aus dem Publikum, bei denen auch Devine sich eingestehen muss, dass er nicht mehr jeden Song fehlerfrei spielen kann – 30 Sekunden-Snippets sind dann jedoch auch in Ordnung und mit seinen charmanten Ansagen u.a. zum Song “Gießen”, will sich letztlich niemand über die eine oder andere vergessene Textzeile, einen schiefen Ton oder falschen Akkord beschweren.

Ich bin überrascht, wie positiv sich Kevin Devine aus dieser ständigen Flut neuer Singer-Songwriter immer wieder hervorhebt. Ich bin auch überrascht, wie sehr mich Musik beeinflussen kann und hätte mir am Ende keinen passenderen Abend mit guten Freunden vorstellen können.

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