Kettcar
Der süße Duft der Widersprüchlichkeit (Wir vs. Ich) EP
Grand Hotel van Cleef
VÖ: 15.03.2019
Mit der EP “Der süße Duft der Widersprüchlichkeiten (Wir vs. Ich)” veröffentlichen Kettcar 5 neue Tracks, die das 2017er Album “Ich vs. Wir” zeitrelevant ergänzen. Schon ihr letztes Album gelangte zu alter Stärke zurück und zeigte befreit aufspielende und politisch motivierte Musiker, die es wieder schafften Wachzurütteln, Aufzustehen und in einer konfus verirrten und teilweise fehlgeleiteten Gesellschaft bleibende Akzente zu setzen. Das durchweg positive Feedback katapultierte Wiebusch, Bustorff und Co. wieder nach vorne. Anderthalbjahre nach “Ich vs. Wir” gibt es fünf frische Tracks, die sich der Zeit angepasst haben und die weiterhin aufdecken und aufmerksam machen wollen.
Dabei erinnert allein von der musikalischen Machart her die erste Single “Palo Alto” ganz klar an “Sommer ’89 (Er Schnitt Löcher In Den Zaun)” und der letzte Track “Weit Draußen” erweckt Erinnerungen an die Anfangstage von Kettcar. Textlich ist das alles andere als früher: Es geht um nicht mehr gefragte Jobs und nicht mehr respektierte Kunst, um Familie und die emotionale, schwierige Bindung dazu. Es geht weiter ums ‘Augen öffnen’, um Moral und Ideale. “Natürlich Für Alle” besitzt für mich einen ungewohnten musikalischen Retrofaktor, fast schon etwas schnulzig, bekommt aber besonders durch Reimer Bustorff kleine Brandrede ein Ausrufezeichen. Und es geht weiter um Punk. Im Track “Scheine In Den Graben” schaffen es Kettcar gleich mehrere Gastsängerinnen und -sänger aus unterschiedlichsten Genres zusammenzuführen, welche alle ein linksgerücktes Ideal besitzen. Ehrlicher Weise klang die Ankündigung mit Schorsch Kamerun, Jen Bender (Großstadtgeflüster), Jörkk Mechenbier von Love A, David Frings von FJØRT, Sookee, Felix Brummer von Kraftklub, Marie Curry (Neonschwarz), Gisbert zu Knyphausen, Safi und Bela B. pompöser als es dann tatsächlich war. Schwamm drüber. Dass sich die Damen und Herren aus Pop, Rock, Punk und Hip Hop, Mainstream und Spate das Mikro in die Hand geben ist schon aller Ehren wert und sicherlich dem Status der Band Kettcar mit zu verdanken. Die erfolgreichen ‘Heiner Geißler der Indiecharts’, Digger.
Ich bin ja immer schon ein Fan der kleineren EPs oder Singles gewesen. Kurz, knackig und meistens ist der Output zwischen den Alben ohne Druck und nach dem Motto ‘Das machen wir jetzt einfach mal so’ immer irgendwie besonders. Obwohl es sich hierbei nicht um aussortiertes Material von “Ich vs. Wir” handelt, was die Band auch extra betont. Rundum machen Kettcar Bock wie selten zuvor und erinnern mich an so fesselnde B-Seiten und Raritäten-Songs wie “Die Längste Zeit, Die Du Verbringst” oder “Wieso Eigentlich Indie-Charts, Digger?”