KARLSSON
Rauhfaseridyll

Disentertainment Records
VÖ: 15.02.2019

Von Null auf Hundert stürmen die Kölner von Karlsson auf ihrem Debütalbum “Rauhfaseridyll” nach Vorne. Mindestens. Denn mit “Südamerika” katapultiert dich gleich ein Hit in den aufgewühlten und selbst-reflektierenden Kosmos der vier jungen Freunde aus dem Rheinland. Musikalisch ist der Indierock von Karlsson mit ordentlich Punk geflutet. Poppige Momente fehlen aber genauso wenig wie einzelne Hardcoreanschnitte. Dazu kommt das nicht ermüdende Tempo der Burschen, das selten verschnaufen lässt. Sowohl musikalisch, als auch lyrisch.

Nach gefühlt unzähligen Konzerten und einer ersten EP schafften es Kilian (Gesang, Bass), Tobi (Gitarre, Gesang), Marius (Gitarre) und Lukas (Schlagzeug) im letzten Jahr endlich, sich Studio und Produktion einer eigenen langen Platte zu leisten. Das Ergebnis, das auf den ausdrucksstarken und kontrastreichen Begriff “Rauhfaseridyll” hört, ist gespickt von Wut und Frust, von Borniertheit und Angst, aber auch der daraus resultierenden Hoffnung und gemeinschaftlichen Stärke – Aspekte, welche der Band von Beginn an anzuhören sind. Die Motivation Missstände, sei es bei einem selbst oder in der Gemeinschaft, aufzuklären und eine helfende Hand auszustrecken. So machen sich die Vier in ihrer ersten Single “Schwule Könige” das Thema der nach wie vor existierenden Homophobie zu eigen und untermalen ihre Aufgebrachtheit darüber mit druckvollen Gitarren und ausbrechendem Gesang (Die Videopremiere lief hier bei uns). Packend werden Karlsson vor allem, wenn es in ihren Songs um den eigenen verlorenen Mut geht. So muckt “Hey Belane” genauso auf, wie der Titeltrack “Rauhfaseridyll”. Trotz besungener Trostlosigkeit, Angst, Liebeskummer und Trägheit, strahlen diese Tracks förmlich. Denn Karlsson treten aus ihrem persönlichen Schatten nach Vorne und performen mehr nach dem Motto ‘Angriff ist die beste Verteidigung’.

Bei den 12 Tracks denken Karlsson eigentlich gar nicht daran irgendwann mal auf Pause zu drücken. Hin und wieder werden in Zwischenparts oder wie im Intro des ebenfalls gelungenen “Zwischen Den Zeiten” ein wenig die Zügel in die Hand genommen. Mut zur musikalischen Veränderung zeigt die Band lediglich im gedrosselten Ausbruch “Deine Letzten Jahre”. Mit Drumcomputer und starker Basslinie fällt der gefühlvolle Track anfangs deutlich heraus, um dann gegen Ende, passend zu den emotionalen Lyrics, richtig laut zu werden. Hier hätte ich mir mehr von gewünscht, weil der Track sich tatsächlich nach und nach zum Favoriten entwickelt hat. Der Song “Hundeleben” sorgt mit seinem melancholischen Emorock, gepaart mit einem sich in den Poprock aufmachenden Refrainteil, für eine gefühlvolle Verschnaufpause. Ansonsten ist die Energie der Mitzwanziger von Karlsson stets unbändig, das Ventil ist voll aufgedreht. “Rauhfaseridyll” brauchte ein wenig Zeit um anzukommen und ich bin froh dem Album diese Zeit gegeben zu haben. Das solltet ihr auch, denn Tracks wie “Zwischen Den Zeiten”, “Schwule Könige”, “Rauhfaseridyll” oder “Marathon” sind für Fans von Captain Planet, Adolar oder Matula sicherlich genau das richtige.

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